HSV wartet auf Beiersdorfer - Zahlt Kühne Ablöse?
Hamburg (dpa) - Nach dem Umsturz beim Hamburger SV glühen die Telefondrähte zwischen der Hansestadt und St. Petersburg. Dietmar Beiersdorfer soll so schnell wie möglich an die Elbe zurückkehren und die Geschicke der neuen Fußball-AG als HSV-Vorstandsvorsitzender leiten.
Der 50 Jahre alte frühere Manager des HSV und Karl Gernandt, Chef des neuen HSV-Aufsichtsrates, sollen sich einig sein. „Ich lasse mich gerne daran messen, ob er uns zusagt“, sagte Gernandt, Präsident des Verwaltungsrats von Logistikunternehmer, Milliardär und HSV-Fan Klaus Michael Kühne.
Das Problem: Beiersdorfers Vertrag beim russischen Vizemeister Zenit St. Petersburg läuft noch ein Jahr. Lassen die Russen ihren Sportdirektor ziehen, werden sie Schmerzensgeld verlangen. Gernandt beruhigt die Skeptiker: „Herr Kühne hat sich als Privatperson und Fan bereiterklärt, dem HSV zu helfen“, betonte der designierte Aufsichtsratschef, der einen Dreijahresplan verfolgt.
Spätestens dann soll der HSV, den 100 Millionen Euro an Verbindlichkeiten plagen, wieder weiter oben stehen. Sein Chef Kühne will zudem für 20 bis 25 Millionen Euro Anteile an der HSV-AG erwerben. Beiersdorfers Vize wird wie geplant das jetzige Vorstandsmitglied Joachim Hilke sein, mit dem Kühne gut kann. Damit ist der AG-Vorstand komplett.
Gernandt und seine Mannschaft mit den ehemaligen Profis Thomas von Heesen und Peter Nogly, Klitschko-Manager Bernd Bönte sowie Immobilien-Investor Dieter Becken und Unternehmer Felix Goedhart ziehen im Hintergrund die Strippen, denn offiziell sind sie noch nicht im Amt. Das ist nach wie vor der alte Aufsichtsrat um den Hafen-Verwaltungschef Jens Meier und Dauer-Nörgler Jürgen Hunke. Der Noch-Rat ließ zu allem Überfluss Nachfolgekandidaten für sein Gremium wählen, obwohl das in einigen Wochen nicht mehr existiert.
Der ebenfalls scheidende Vorstand um Carl Jarchow, auch nur noch auf Abruf tätig, hat von den Mitgliedern den Auftrag erhalten, den alten Aufsichtsrat abzuberufen und den neuen zu bestellen. Jarchow würde Präsident des Gesamtvereins sein wollen, wenn der Posten denn bezahlt wird. Die neue HSV-AG existiert erst dann, wenn sie ins Handelsregister eingetragen wurde. Das wird spätestens Ende Juni der Fall sein. So lange existiert beim HSV noch ein Schwebezustand.
Gerade in dieser Phase muss die Planung für die neue Saison angeschoben werden. Sportdirektor Oliver Kreuzer, dessen Zukunft in der AG noch nicht geklärt ist, hat sich bereits Mittelfeldspieler Zoltan Stieber von Zweitligist SpVgg Greuther Fürth geangelt. Der 25-Jährige soll einen Dreijahresvertrag erhalten. Die Ablöse, auf rund 1,2 Millionen Euro taxiert, muss der alte Aufsichtsrat absegnen.
Kreuzer sitzt derweil zwischen den Stühlen. Ist er künftig noch im Amt oder will man ihn nicht mehr? „Ich kann mir die Zusammenarbeit mit Didi gut vorstellen“, sagte der Sportdirektor. Gernandt will jetzt Gespräche mit dem scheidenden Ratschef Meier und dem abtretenden Vorstandsvorsitzenden Jarchow führen. „Wir müssen einen geordneten Übergang sicherstellen“, meinte Meier. Auf die nächste Saison sind die Fans gespannt wie lange nicht.