Im Soll: 96-Trainer Korkut hat sein Lehrjahr absolviert

Hannover (dpa) - Für sein Premierenjahr in der Bundesliga erhält Tayfun Korkut durchweg gute Noten. Der Trainer, der am Silvestertag 2013 als bis dahin praktisch Unbekannter von Hannover 96 verpflichtet wurde, hat sich ziemlich schnell im Fußball-Oberhaus etabliert.

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Korkut holte mit seiner Mannschaft 48 Punkte in 34 Ligaspielen. Mit einem Schnitt von 1,41 Zählern liegt Korkut laut Martin Kind voll im Soll. „Er hat alle Erwartungen mehr als erfüllt. Er weiß, was er will, und er hat einen starken Willen“, lobte der 96-Präsident den Coach.

Der 40 Jahre alte Deutsch-Türke, der in Stuttgart aufwuchs und für die türkische Nationalmannschaft spielte, beurteilte die zurückliegenden zwölf Monate nicht ganz so euphorisch. „Für mich war das ein sehr lehrreiches Jahr. Ich habe nicht nur viel gelernt, sondern auch meine ersten Schritte als Bundesliga-Trainer unternommen“, erklärte Korkut. Stillstand ist für ihn Rückschritt. „Ich will mich immer noch bestätigen und weiterentwickeln“, betonte der Coach des Tabellenachten.

Eigentlich sollte er voriges Jahr als Co-Trainer von Mirko Slomka in Hannover anfangen. Nach der Trennung von Slomka hatten die Zeitungen vor Ort noch am Silvestertag Ricardo Moniz als neuen Cheftrainer von Hannover 96 favorisiert. Doch 96-Chef Kind und Manager Dirk Dufner, der Korkut aus dessen Zeit in Stuttgart und Hoffenheim kannte, entschieden sich für eine andere Lösung mit einem „kompetenten, fleißigen und eloquenten Fußball-Lehrer“.

Diese Eigenschaften, die Dufner dem neuen Trainer bei dessen Vorstellung bescheinigte, hat der detailbesessene Korkut in seinem ersten Jahr in Hannover bestätigt. Der Familienvater wirkt im Bundesliga-Alltag ruhig und freundlich, emotionale Ausbrüche oder Schiedsrichter-Beschimpfungen sind ihm fremd. Intern führt er aber durchaus ein strenges Regiment. Das bekam Abwehrspieler Salif Sane zu spüren, der nach mehreren Undiszipliniertheiten im Sommer aus dem Profi-Kader flog.

Inzwischen ist Sane wieder dabei und nutzt seine zweite Chance mit guten Leistungen. Korkut verlangt von seinen Spielern solidarisches Verhalten, für ihn steht das Kollektiv im Mittelpunkt. Verletzte Profis erhalten Zeit, ihre Blessuren auszukurieren. Wenn es mal nicht so läuft, stellt er sich vor den einzelnen Akteur oder das Team. So wie nach der bitteren 0:3-Pleite im April beim Erzrivalen Eintracht Braunschweig, als Korkut mit dem Megafon in der Hand auf einen Zaun kletterte, um die aufgebrachten 96-Fans zu beruhigen.

Damals war die Mannschaft in Abstiegsgefahr geraten, doch Korkut schaffte die Wende - ohne eine Trainerdiskussion. Es folgten saisonübergreifend acht Spiele ohne Niederlage, danach gab es aber auch einige Krisen. Für die Rückrunde hat Clubchef Martin Kind trotz der Instabilität, die auch Teile der Fans verärgert, mutig den sechsten Platz als Ziel ausgegeben. Korkut sieht sich dadurch im zweiten Jahr nicht unter Druck gesetzt: „Ich darf mich nicht ausruhen und freue mich auf jeden Tag.“