Irres 4:5 gegen Wolfsburg: Bayer-Coach erhöht Druck
Leverkusen (dpa) - Bayer Leverkusens Cheftrainer will nach der dramatischen wie enttäuschenden 4:5-Niederlage gegen den VfL Wolfsburg den Druck auf die Spieler erhöhen.
„Ich habe dem einen oder anderen Spieler Vertrauen entgegengebracht. Nun haben andere Spieler gezeigt, dass sie in der Lage sind, etwas zu bewegen“, sagte Roger Schmidt frustriert nach dem kuriosen Duell der Bundesliga-Werksclubs. „Insgesamt werden die Karten neu gemischt.“ Der 47 Jahre alte Fußballlehrer will nun den Konkurrenzkampf im Profikader erhöhen, damit „wir so etwas wie in der ersten Halbzeit nicht mehr spielen“.
Nach der Pause mussten die äußerst schwachen Stammkräfte Hakan Calhanoglu und Stefan Kießling sowie der angeschlagene Lars Bender in der Kabine bleiben. „Das war unterirdisch“, schimpfte Bayer-Sportchef Rudi Völler nach der blamablen Darbietung und dem 0:3 nach der Halbzeit und lobte seinen Coach für seine mutige Personalrochade: „So ein Zeichen musst du einfach setzen. Genau so muss man es machen. Man hätte auch sieben oder acht Spieler auswechseln können.“
Mit Kapitän Simon Rolfes, Julian Brandt und dem bisher bei Bayer glücklosen Josip Drimic - sowie aufgerüttelt durch ein Donnerwetter von Schmidt - spielten die Gastgeber wie ausgewechselt. „Wir haben uns in der Halbzeit gesammelt. Da ging es um unsere Würde als Fußball-Mannschaft, in der zweiten Hälfte nicht auseinanderzufallen“, meinte Schmidt, staunte dann aber selbst über die aufregende Aufholjagd. „Eigentlich konnte man es nicht mehr für möglich halten, dass wir das Spiel noch drehen könnten. Sehr bemerkenswert.“
Die Hoffnung, die erste Heimniederlage noch abwenden zu können, nährte Heung-Min Son, dem binnen zehn Minuten (57./62./67.) das 1:3, 2:3 und nach einem Gegentor von Dost (63.) auch noch das 3:4 gelang. Nationalspieler Karim Bellarabi (72.) schaffte den 4:4-Ausgleich, doch in der Nachspielzeit sicherte Dost mit seinem vierten Treffer den glücklichen Sieg. „Es ist uns in dieser Saison nicht vergönnt, einen Krümel Glück mitzunehmen“, sagte Schmidt, unter dessen Regie Bayer erstmal zwei Niederlagen in Folge hinnehmen musste.
„Vier Tore selbst geschossen und doch verloren. Das ist bitter“, meinte Völler, der aber noch nichts verloren sieht - auch den Wiedereinzug in die Champions League nicht. „Es wird von Woche zu Woche aber schwerer, wenn man nicht punktet“, warnte Bayer-Boss Michael Schade. Hinter Wolfsburg und Bayern München seien jedoch alle dicht zusammen. „Ein Spieltag kann drei, vier Plätze bedeuten“, erklärte er. Das nächste Pflichtspiel beim FC Augsburg, der mit zwei Punkten vor Bayer auf Tabellenrang fünf liegt, hat für Schade nun wegweisende Bedeutung: „Wenn wir dort gewinnen, können wir den Blick nach oben richten, verlieren wir, geht es Richtung Mittelfeld.“