Kampf und Tempo ohne van der Vaart - HSV-Auslaufmodell?
Hamburg (dpa) - Es läuft auch ohne Rafael van der Vaart. Was kein Verantwortlicher im Volkspark ausspricht, war beim 1:1 (0:0) gegen Borussia Mönchengladbach offensichtlich: Die Zeit des 32 Jahre alten Ball-Virtuosen beim Hamburger SV neigt sich dem Ende zu.
Ein junges Team um den Antreiber und Torschützen Zoltan Stieber ließ den Kapitän nicht vermissen. „Es war im zwischenmenschlichen Bereich keine einfache Sache, aber Rafa ist Profi genug“, erzählte HSV-Coach Josef Zinnbauer, der den Kapitän erstmals seit seiner Rückkehr 2012 draußen ließ, obwohl er nicht angeschlagen war.
Doch eigentlich hatte ihm der 109-malige niederländische Nationalspieler die Entscheidung nach dem 0:8 in München leicht gemacht. Nach seinem Total-Ausfall bei den Bayern räumte van der Vaart offen ein, nicht in Form zu sein: „Laufen, kämpfen, laufen, kämpfen - das ist nicht ganz die Situation, in der ich glänzen kann.“ Mit einem Gehalt von 3,5 Millionen Euro sollte er diese Anforderung im Abstiegskampf aber erfüllen können.
Während van der Vaart zu finanziellen Einbußen bereit sein soll, hat der HSV eher Interesse daran, ihn als Aushängeschild des Vereins abseits des Rasens an sich zu binden. Er selbst will aber noch weiter Fußball spielen. Spannend wird sein, ob Zinnbauer ihn am Samstag bei Eintracht Frankfurt aufstellt. Wenn nicht, ist das mehr als ein Fingerzeig. „Wer ihn kennt, weiß, er wird noch mehr kämpfen, um ins Team zurückzukommen“, sagte der Trainer.
Etwas deprimierend war es schon, van der Vaart und Heiko Westermann zuzusehen, die am Montag mit den restlichen Reservisten auf dem Platz trainierten, während die Stammkräfte nur joggten. Sportdirektor Peter Knäbel will in der Länderspielpause im März die Gespräche mit den vermeintlichen Leitwölfen van der Vaart, Marcell Jansen und Westermann aufnehmen. Ihre Verträge laufen im Sommer aus.
Auch ohne die Drei entstand aber kein Führungsvakuum gegen Gladbach. „Johan Djourou war Kapitän und hat das gut gemacht. Normalerweise hat auch Valon Behrami Führungsanspruch“, sagte Knäbel im NDR-„Sportclub“ am Sonntag. Er hat wiederholt eine Neuausrichtung der Mannschaft im Sommer angekündigt.
Jansen darf nach zuletzt guten Leistungen auf einen Verbleib an der Elbe hoffen. Und Innenverteidiger Westermann hat in Zinnbauer einen großen Fürsprecher. Der junge Bundesliga-Trainer hat nach seiner taktischen Fehlaufstellung mit zu vielen Jungen in München erneut bewiesen, wie gut er umplanen und seine Spieler einstellen kann. „Nein, er ist nicht umstritten“, betonte Knäbel. Und wenn der HSV so kämpferisch weiterspielt, wird Zinnbauer auch nächste Saison noch in der Verantwortung sein. Wahrscheinlich mit einem neuen Kapitän.