Kaugummi-Wurf: Kölns Schmadtke sorgt für Wirbel
Sinsheim (dpa) - So etwas gab es in der Bundesliga noch nie: Erstmals wird gegen einen Sportchef wegen eines Kaugummi-Wurfes ermittelt - auch wenn sich Jörg Schmadtke vom 1. FC Köln für seinen Aussetzer beim 1:1 in Hoffenheim inzwischen entschuldigt hat.
Der 52-Jährige beklagte sich am Sonntagabend auch noch über fehlendes Fairplay beim Gegner. Die Moral von der Geschicht? Im Profifußball geht es manchmal zu wie im Kindergarten: An der Schaukel beansprucht jeder den Platz für sich, am Sandkasten schließt man zähneknirschend wieder Frieden. Aber erstmal ist das Geschrei groß.
Schmadtke, für emotionale Ausbrüche nicht unbekannt, hatte dem Kaugummi Richtung gegnerische Trainerbank noch ein paar Worte hinterhergeschickt. Der 1. FC Köln fühlt sich - spätestens seit dem Handtor des Hannoveraners Leon Andreasen - schon die ganze Saison benachteiligt. Schmadtke habe aber noch am Abend angerufen und um Verzeihung gebeten. „Damit ist die Angelegenheit für uns erledigt“, sagte sein Hoffenheimer Kollege Alexander Rosen.
Nicht jedoch für den Deutschen Fußball-Bund, der nun erneut gegen Schmadtke ermittelt. Der Kontrollausschuss habe den 52-Jährigen zu einer zeitnahen Stellungnahme aufgefordert, bestätigte der DFB am Montag in Frankfurt am Main. Schmadtke war erst im Januar vom DFB-Sportgericht zu einer Geldstrafe von 6000 Euro verurteilt worden, weil er am 12. Dezember in der Partie bei Werder Bremen den Schiedsrichtern in der Halbzeitpause hinterhergerufen hatte: „Ihr Eierköppe werdet auch immer schlechter.“
Entzündet hatte sich die Debatte in der Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena an der Szene unmittelbar vor dem Ausgleichstreffer von Kevin Volland (90.+1). Da spielten die Kraichgauer den Ball nicht ins Aus, als Kölns Lukas Klünter nach einer foulverdächtigen Aktion von Eduardo Vargas am Boden lag. „A) sehe ich da ein Foul und b) muss ich sagen, dass wir in dieser Woche in der Liga den Fair-Play-Gedanken beerdigen. So leid es mir tut“, sagte Schmadtke dem TV-Sender Sky, nachdem es am Freitag beim Spiel Bayer Leverkusen - VfL Wolfsburg (3:0) eine ähnliche Szene mit Dante gegeben hatte.
„Ich möchte (...) noch mal klarstellen, dass ich den Kaugummi nicht gezielt auf Julian Nagelsmann geworfen habe, wie ich gelesen habe. Ich habe nur in Richtung Hoffenheimer Coaching-Zone geworfen“, betonte Schmadtke in der Online-Ausgabe des Kölner „Express“.
Der Hoffenheimer Trainer war zwar im ersten Moment erbost und lieferte sich am Spielfeldrand ein Wortgefecht mit Schmadtke, vermied es aber, weiter Öl ins Feuer zu gießen. „Ich hätte vermutlich identisch reagiert, der Ärger von Köln ist völlig verständlich“, sagte Nagelsmann hinterher in der Pressekonferenz. „Man kann uns da keinen Vorwurf machen. Aus Sicht des Spielers ist es so, dass er zum Tor gewandt ist und das gar nicht mitbekommen hat.“ Der kroatische Stürmer Andrej Kramaric preschte jedenfalls auf vier Gegenspieler zu, um dann den Ausgleich einzuleiten.
Kölns Chefcoach Peter Stöger war zwar ebenfalls angefressen, differenzierte bei seiner ruhig vorgetragenen Kritik aber: Es sei Ermessenssache des Schiedsrichters, „so zu entscheiden“ - nämlich nicht zu pfeifen. Man solle sich am besten abstimmen in der Liga und künftig darauf verzichten, Bälle freiwillig ins Aus zu spielen, schlug er vor: „Das sollte dann aber für alle gelten. Vielleicht liegen die Spieler dann auch nicht mehr so oft.“ Nationalspieler Jonas Hector sah es sogar selbstkritisch: „Wir müssen natürlich weiterspielen und es besser verteidigen.“