Kein Team und kein Konzept: Wolfsburg in der Krise
Freiburg (dpa) - Einigkeit zeigten die Spieler des VfL Wolfsburg erst nach ihrem erneuten Debakel. Die meisten von ihnen flüchteten schnell in die Kabine und verweigerten jeden Kommentar zum 0:3 (0:2) beim SC Freiburg.
Wie es um den Gemeinsinn dieser gerade ziemlich steil abstürzenden Mannschaft tatsächlich bestellt ist, verriet ihr Kapitän Christian Träsch später in deutlichen Worten: „Wir sind noch kein richtiges Team“, schimpfte der Nationalspieler. „Jeder hat sein eigenes Süppchen gekocht. Jeder denkt zu sehr an sich.“
Die „Wölfe“ gaben ein erschreckendes Bild ab. Leblos und mutlos fügten sie sich in die dritte Pleite nacheinander. Alles, was ihr Trainer Felix Magath nach dem 1:4 in Gladbach versucht hatte, blieb ohne Wirkung. Der Austausch von Simon Kjaer (will zum AS Rom) und Sotirios Kyrgiakos (kam vom FC Liverpool) machte die Abwehr kein bisschen sicherer. Und der Antrieb des Teams wurde durch Maßnahmen wie ein Training ohne Trainer auch nicht gerade größer.
„Uns fehlt die Geschlossenheit und Stabilität“, sagte der Coach. Die Frage ist nur, ob Magath diesen Problemen seriös zu Leibe rückt, oder ob er sie von Woche zu Woche nicht weiter verstärkt. Wie soll sich eine Mannschaft finden, wenn ständig neue Leute hinzukommen? Und woran soll sie sich orientieren, wenn ihr Trainer erst das Spielsystem und dann die Transferphilosophie über den Haufen wirft?
Clubs mit einem ebenfalls schwachen Saisonstart wie der 1. FC Köln können immerhin auf einen Plan verweisen, an dessen Umsetzung es noch mal mehr, mal weniger hapert. Beim deutschen Meister von 2009 ist davon aber nichts zu erkennen, der VfL läuft seinen hohen Ansprüchen in jeder Hinsicht hinterher.
Wolfsburg möchte um die Europacup-Plätze mitspielen, ist im Moment aber nur Tabellen-15. Dazu wollte Magath eigentlich mit einer jungen Mannschaft attraktiven Fußball spielen lassen, hat aber mit seinen Nachkäufen nun genau das Gegenteil bewirkt. Kyrgiakos, Thomas Hitzlsperger, Hasan Salihamidzic und auch Träsch sind alles erfahrene und in ihrer Einstellung über jeden Zweifel erhabene Spieler. Dass sie fußballerisch an gewisse Grenzen stoßen, verbindet sie aber genauso.
Im Ergebnis spielen die Niedersachsen ohne Tempo und Inspiration. In seiner Behäbigkeit wirkte der VfL wie aus der modernen Fußball- Zeit gefallen. „Die Freiburger hätten auch sechs Tore machen können“, sagte Patrick Ochs. Es blieb bei den Treffern von Oliver Barth (30.), Erik Jendrisek (40.) und Cedrick Makiadi (59.) - und bei einer rabenschwarzen Serie: Denn in Freiburg hat Wolfsburg in seiner Bundesliga-Geschichte noch nie gewinnen können.
Der Verdacht liegt nahe, dass Magath nun bis zum Ende der Wechselfrist am 31. August weitere Spieler ein- und verkauft. Der Ex- Frankfurter Chris reiste bereits mit nach Baden, potenzielle Abgänge (Kahlenberg, Pekarik, Polak) gibt es ebenfalls genug. Viel hängt vom Bleiben oder Gehen des aussortierten Diego ab, der den Etat weiterhin belastet. Sein Wechsel zu Atletico Madrid ist aber keineswegs sicher.
Magath will sein Heil jedoch nicht nur auf dem Transfermarkt suchen, sondern gerade in der Länderspielpause auch auf dem Trainingsplatz. „Ich bin ganz optimistisch, dass wir es im September besser machen werden“, sagte er. „Ich möchte zwar nicht vom internationalen Wettbewerb sprechen. Aber wir werden nach der Pause nicht gegen den Abstieg spielen, sondern weiter nach oben rücken.“