Klopps Meisterplan: Nicht rechnen, arbeiten
Nürnberg (dpa) - Die frühreifen BVB-Bubis trumpfen auf wie alte Hasen - nur der Trainer verliert langsam die Ruhe. „Schönen Abend“, sagte Jürgen Klopp und bereitete der Fragestunde nach dem souveränen 2:0-Sieg beim 1. FC Nürnberg ein abruptes Ende.
Herbstmeisterschaft, Bestmarken am Fließband und Titelprognosen sind für den BVB-Coach belangloses Gerede. „Nicht rechnen, sondern arbeiten“, lautet Klopps Meisterplan. Immerhin ließ er sich erstmals ein zaghaftes Zugeständnis zur Meisterfrage abringen. „Vermutlich“, so Klopp, gehöre seine Mannschaft zu den Titelkandidaten, „denn auch ich kann die Tabelle lesen.“
Den Superlativen seiner jungen Mannschaft kann Klopp nicht entfliehen. 40 Punkte nach 15 Spieltagen, 14 Spiele ungeschlagen, acht Auswärtssiege, 10 Punkte Vorsprung auf den Tabellenzweiten Mainz 05 und gar 17 Zähler vor Bayern München. Die Erfolgsstory ist aber noch nicht zu Ende. Dortmund kann die Bestmarke des Rekordmeisters brechen, der in der Saison 2005/2006 nach der Hinrunde 44 Zähler auf dem Konto hatte.
Bayerns Sportdirektor Christian Nerlinger traut Dortmunds Überfliegern sogar 46 Punkte zu, „und wenn sie das in der Rückrunde wiederholen, haben sie 92 Punkte gesammelt. Dann müssen wir alle nach Dortmund fahren und zu einer außergewöhnlichen Leistung gratulieren, die es so in der Bundesliga noch nie gegeben hat.“
Rekorde haben für Klopp „nullkommanull“ Bedeutung, wertlose Titel sind allenfalls eine „Zusatzmotivation“. Er möchte die „sehr erfolgreiche Saison“ fortsetzen, „aber wir haben nur noch Endspiele, und das kostet Kraft“. Beim verdienten Sieg gegen den „Club“ nach Toren von Mats Hummels (23. Minute) und Robert Lewandowski (88.) zeigte der BVB neue Qualitäten. Nicht draufgängerisch, sondern routiniert und abgezockt demonstrierte Klopps Rasselbande, warum Dortmund derzeit die beste Bundesligamannschaft ist.
Mit Konstanz, Stabilität besonders in der Defensive und vor allem einer „außergewöhnlichen Mentalität“ begründete Klopp die eindrucksvolle Erfolgsserie seiner Mannschaft: „Sie pushen sich Woche für Woche hoch, aber halten sich auch gegenseitig in der Spur.“ Dass die mit einem Altersdurchschnitt von 22,2 Jahren jüngste Startelf dieser Saison gegen tapfer kämpfende Nürnberger die Oberhand behielt, machte Klopp richtig stolz, „denn es war brutal schwer, hier zu bestehen“.
Mit ihrem Trainer geben sich auch die Spieler größte Mühe, das momentane Bild von Dortmunds „Tiefstapler-AG“ am Leben zu halten. „Dafür können wir uns nichts kaufen“, sagte Torwart Roman Weidenfeller zum vorzeitigen Gewinn der Herbstmeisterschaft. Andere wie Nuri Sahin nehmen sich selbst und den Höhenflug auf die Schippe. „Wir haben heute offiziell den Klassenerhalt geschafft“, scherzte der Mittelfeldspieler.
Für den „Club“ geht es bis Hinrundenende darum, nicht noch weiter nach unten abzurutschen. FCN-Trainer Dieter Hecking ärgerte sich sehr über die vierte Niederlage in Folge, aber noch mehr über Andreas Wolf. „So ein Tor darfst du nicht kriegen“, kritisierte Hecking seinen Kapitän, der vor der BVB-Führung fatalerweise auf Abseits gespielt hatte.
Hecking erklärte mit „vielen kleinen Fehlern“ die Niederlage, „aber der BVB kann nicht ganz unser Maßstab sein“. Trotz des erneuten Rückschlags glaubt er an die Charakterstärke seiner Mannschaft: „Sie wird in den letzen zwei Spielen alles geben, um erfolgreich zu sein.“