Knäbel zu van der Vaart: „Nichts ist beschlossen“
Hamburg (dpa) - Der Hamburger SV will im Sommer einen Schnitt machen. Ob mit oder ohne Rafael van der Vaart, ist laut Sportdirektor Peter Knäbel noch nicht entschieden.
Eins ist allerdings klar: Josef Zinnbauer soll die Mannschaft dabei führen. Im Interview der Deutschen Presse-Agentur lobt er den ehemaligen U23-Coach für seinen Mut.
In Hamburg gilt es als offenes Geheimnis, dass Topverdiener Rafael van der Vaart keinen neuen Vertrag bekommt. Können Sie das bestätigen?
Peter Knäbel: Nein, nichts ist beschlossen. Wir bleiben bei dem, was wir verabredet haben. Manchmal wundert mich doch, wie der Schwanz mit dem Hund wedelt. Rafael hat bis auf Gladbach jedes Spiel gemacht, er hat sich nach dem 0:8 in München gestellt. Dann spielt er einmal nicht und am Montag wird gefordert, dass wir ihm endlich sagen sollen, dass er keine Zukunft hat. Ich lasse mich nicht treiben.
Kann es sein, dass Sie ihm einen stark leistungsbezogenen Vertrag anbieten mit Anschlussengagement als HSV-Botschafter?
Knäbel: Ich gehe davon aus, dass Rafael noch weiter spielen will. Wir haben eine sehr angenehme Kommunikation. Mit ihm werden wir in der Länderspielpause als erstem reden.
Der Gehaltsetat liegt bei 50 Millionen Euro, wie groß ist der Einsparungsdruck?
Knäbel: Die aktuellen Löhne sind nicht zu halten. Ich will keinen Preiskampf ankündigen. Jetzt eine Lohnrunde wie bei der Deutschen Bahn von 30 Prozent Einsparungen können wir nicht machen. Ich habe keine Vorgabe bekommen. Es ist logisch, wir wollen uns verstärken. Wenn man sportlich ambitionierte Ziele hat und auf andere Vereine schaut, kann man mit viel weniger nicht viel erreichen.
Und wie groß wird der Umbruch sein?
Knäbel: Der HSV wird ein anderes Gesicht haben, die Frage ist, wie groß die Dosis ist. Es gibt zwei Dinge, die wichtig sind bei Vertragsverlängerungen: wie robust sind die Spieler, physisch wie psychisch. Das gilt auch für Heiko Westermann und Marcell Jansen. In politisch stabileren und sportlich etwas schwierigen Zeiten geben die Spieler alles für den HSV. Wir haben das Messer immer am Hals.
Kann sich der HSV auf Dauer einen teuren René Adler als Bankdrücker erlauben?
Knäbel: Ich finde es toll, wie sich René verhält. Er hat sich die Trainingshärte wiedergeholt, so dass er langfristig wieder angreifen kann. Er ist ein wichtiges Teammitglied.
Wie zufrieden sind Sie mit Trainer Josef Zinnbauer, dessen Vertrag ja bis 2016 läuft?
Knäbel: Ich bin fasziniert, wie er mutige Entscheidungen trifft. Ich will nicht sagen, er ist der Trendsetter, aber es macht Schule, von der U23 Spieler raufzuziehen. Joe ist voller Energie. Es beeindruckt uns, wie er die Mannschaft nach Niederlagen wieder aufrichtet.
Gibt es ein Zeitfenster, wann man wieder in Europa dabei sein will?
Knäbel: Ich sehe den Weg als sehr steinig an, er ist anspruchsvoll. Wenn man Gladbach sieht, die haben acht offensive Topleute. Es ist ein langer Weg, sich in oberen Tabellenregionen zu stabilisieren. Alle Phasen muss man selbst bearbeiten und durchmachen. Wir müssen Sprosse für Sprosse nehmen. Es sind noch viele Probleme zu regeln, wenn ich internationale Topvereine angucke. So wie das Lohnbudget, die Kontinuität. Ich bin aber auch nicht gekommen, um fünf Jahre Abstiegskampf zu erleben.
ZUR PERSON: Peter Knäbel (48) ist seit dem 1. Oktober Direktor Profifußball beim Bundesligisten Hamburger SV. Zuvor war er Technischer Direktor beim Schweizer Verband. In seiner aktiven Karriere spielte er u.a. von 1988 bis 1993 beim FC St. Pauli.