Kobiaschwili auf Abschiedstour mit Hertha
Berlin (dpa) - Noch einmal gegen Freiburg, noch einmal die Gedanken an seinen Einstieg in Deutschland und besondere Jahre: Auf seiner persönlichen Abschiedstour nimmt sich Lewan Kobiaschwili einen Moment Zeit zur Rückbesinnung.
„Als ich als junger Profi 1998 zum SC Freiburg kam, gab es dort ein sehr familiäres Umfeld. Für meine Entwicklung als Profifußballer war das sehr wichtig“, erklärte der Dauerspieler vor der Bundesliga-Partie von Hertha gegen seinen ehemaligen Verein.
In 16 Jahren Profifußball in nur drei deutschen Clubs ist Kobiaschwili zu einem georgischen Markenprodukt geworden: zuverlässig, zurückhaltend, immer motiviert. Das hat er auch seinen ersten Jahren im beschaulichen Breisgau zu verdanken. „Es wurde versucht, den ganzen Druck von der Mannschaft zu nehmen. Selbst wenn wir sechs Spiele hintereinander verloren haben, konnte der Trainer mit uns in Ruhe arbeiten“, erzählte „Kobi“, wie er überall gerufen wird, auf der Hertha-Homepage.
Später mit Schalke und Hertha sah das ein wenig anders aus: Großes Spektakel, aber auch große Enttäuschungen. Der dramatische Abstieg mit Hertha 2012 endete nach dem Relegationsspiel bei Fortuna Düsseldorf im totalen Chaos. Für einen Faustschlag gegen Schiedsrichter Wolfgang Stark im Kabinentrakt wurde Kobiaschwili sieben Monate gesperrt - die längste Sperre in der Geschichte der Bundesliga und zugleich die „schlimmste Zeit“ in seiner Karriere. Einen absichtlichen Schlag gegen Stark bestreitet Kobiaschwili bis heute: „Nach außen hin habe ich versucht, stark zu sein. Innerlich sah es manchmal anders aus.“
Wie Hertha kehrte auch der 100-malige Nationalspieler Georgiens gestärkt aus der „Unterwelt“ 2. Liga zurück. „In der Vergangenheit war es so, dass ich immer versucht habe, alles auf dem Platz zu geben. Deshalb waren meine Vereine mit mir zufrieden. So ist es wohl auch bei Hertha BSC, denn ich bin mittlerweile ja schon über vier Jahre hier“, sagte Kobiaschwili zu seiner Bodenständigkeit.
Eigentlich hätte der Allround-Spieler, der derzeit als Ersatz für den verletzten Fabian Lustenberger in Herthas Innenverteidigung aushilft, gern noch ein Jahr angehängt. „Lewan macht einen tollen Job, wenn er gebraucht wird. Aber er wird 37“, erinnerte Berlins Manager Michael Preetz: Damit sei im Jahr 2014 die Bundesliga im Grunde nicht mehr machbar.
Schluss also und dann? „Ich liebe Fußball und kann mir ein Leben ohne Fußball nicht vorstellen. Deshalb werde ich dem Sport auf jeden Fall in irgendeiner Weise treubleiben“, antwortete der scheidende Profi, der sich selbst als Familienmensch sieht.
15 verschiedene Trainer hat er kennengelernt in 16 Jahren als Profi, darunter so prominente wie Felix Magath, Otto Rehhagel und Jupp Heynckes. Sicher kann er viel Erfahrung mitnehmen. „Früher oder später werde ich nach Georgien zurückkehren und meinen Beitrag dazu leisten, um das Land fußballerisch Schritt für Schritt nach vorne zu bringen und konkurrenzfähig zu machen“, ergänzte der Wahl-Berliner, der in seiner Heimat dreimal Fußballer des Jahres war.