Köln gegen Freiburg - Mit Kontinuität zum Erfolg
Köln (dpa) - Mit Ruhe, Kontinuität und Augenmaß behauptet sich der SC Freiburg seit mehr als zwei Jahrzehnten im deutschen Profifußball. Noch vor wenigen Jahren hätte kaum einer für möglich gehalten, dass diese Philosophie auch beim 1. FC Köln zum Erfolg führt.
Es geht!
Am Freitag kann der Karnevalsclub mit einem Sieg gegen die Breisgauer erstmals seit 20 Jahren die Bundesliga-Spitze übernehmen. „Eine Tabellenführung über Nacht wäre schon cool. Es wird uns nicht hemmen, sondern beflügeln“, sagte FC-Trainer Peter Stöger vor dem direkten Duell mit den Breisgauern. Der stets sachlich auftretende Österreicher Stöger, an dem der Karnevalsspaß aber auch nicht vorbeigeht, und der nüchterne Sportdirektor Jörg Schmadtke sind die Gesichter des Trends in der Domstadt nach der turbulenten Ära mit Angreifer Lukas Podolski und dem früheren Präsidenten Wolfgang Overath.
Schmadtke ist Zeitzeuge. Als Köln am 24. August 1996 durch ein 3:1 gegen Freiburg die Spitze übernahm, stand er im Tor der Breisgauer. „So wie der SC aufgestellt ist und wie man sich dort gibt, liegt mir Freiburg sicherlich näher als der eine oder andere Club der Bundesliga“, erklärte Schmadtke in einem Interview mit Bundesliga.de.
Seit 2013 hat das Duo Stöger/Schmadtke den dreimaligen deutschen Meister zurück in die Bundesliga geführt und danach mit 40 und 43 Punkten die Klasse gehalten. Ruhiges Arbeiten garantieren das Präsidium mit Ex-Ford-Manager Werner Spinner, Karnevals-Boss Markus Ritterbach und dem früheren Nationaltorhüter Toni Schumacher.
Mit Jonas Hector hat der erste Bundesliga-Meister wieder einen Nationalspieler, der eine feste Größe bei Joachim Löw ist. Als der Linksverteidiger seinen Vertrag in Köln bis 2021 verlängerte, war Schmadtke „gerührt“. Das Selbstbewusstsein angesichts der Entwicklung ist gestiegen, was auch der Start mit vier Punkten in zwei Spielen ohne Gegentor zeigt.
Trainer Stöger traut seinem Team auch die Europa League zu, wenn die Konkurrenten schwächeln. Aber Demut steht ganz oben und der Respekt vor Gegnern wie Freiburg. „Christian Streich ist schon besonders. Er hat alle Situation gut gemeistert. Es schätze ihn und den Club sehr“, sagte Stöger.
Der 51-jährige Streich übernahm 2011 die SC-Profis und führte den Verein im Sommer direkt zurück in die Bundesliga. 1995 kam er als Jugendtrainer - damals wurde der SC unter Volker Finke „Trizemeister“ (Tabellendritter). Streich beeindruckt als Fußball-Lehrer, Mensch und kritischer Zeitgeist, fordert seine Spieler zum Gang an die Wahlurne auf oder vermittelt dem erfahrenen Olympiazweiten Nils Petersen, dass auch die Jokerolle wertvoll ist.
Auch unter den bescheidenen finanziellen Rahmenbedingungen schafft Streich, der an der Seitenlinie auch mal zum Derwisch werden kann, Teams, die sportlich mithalten können. Aus dem 3:1 gegen Borussia Mönchengladbach zog man entsprechendes Selbstvertrauen. „Wir möchten in Köln bestehen. Wenn uns das gelingt, ziehen wir viel Positives für die Saison“, sagte er.
Die Statistik spricht für Freiburg, das unter Streich die letzten vier Pflichtspiele gegen Köln gewann. Peter Stöger bringt das nicht aus der Ruhe. „Wir haben schon einige Serien gebrochen und werden hoffentlich die nächste brechen“, sagte er.
Voraussichtliche Aufstellungen:
1. FC Köln: Müller/Horn - Sörensen, Mavraj, Heintz, Hector - Lehmann - Risse, Bittencourt - Modeste, Osako
SC Freiburg: Schwolow - Stenzel, Gulde, Söyüncü, Günter - Höfler, Abrashi - Frantz, Grifo - Philipp - Niederlechner
Schiedsrichter: Zwayer (Berlin)