Köln plant mittelfristig mit Stanislawski

Köln (dpa) - Holger Stanislawski wird beim 1. FC Köln zum großen Mutmacher und Angstnehmer. Statt Druck sind Fingerspitzengefühl und psychologisches Geschick gefragt - das sind die Eigenschaften, mit denen der neue Cheftrainer des künftigen Zweitligisten seinen Spieler begegnen will.

Stanislawski überraschte mit einer im harten Fußballgeschäft höchst erstaunlichen Aussage: „Sie sollen und dürfen Fehler machen.“ Aber: „Es muss für jeden Privileg und Verpflichtung sein, Fußballspieler bei diesem Club zu sein.“

Aus ängstlichen und verängstigten Absteigern ein Team zu formen, das nicht zwangsweise sofort wieder in die Bundesliga zurückkehren muss: So verstehen Stanislawski und die FC-Bosse den neuen Weg des Umbruchs, der am Geißbockheim auch ohne Lukas Podolski eingeschlagen werden soll. Gemeinsam mit seinen Assistenten André Trulsen, der einst Profi in Köln war, und Klaus-Peter Nemet ist Stanislawski von einem überzeugt: „Alle Beteiligten haben uns das Gefühl gegeben, dass sich hier wirklich etwas ändern soll.“

Nur ganz kurz blickte Stanislawski auf Vergangenes zurück. „Es war eine Saison, die man nicht wieder erleben möchte. Es gab zu viele Brandherde, die man nicht löschen konnte“, hielt er fest. Ziele für die Spielzeit 2012/2013 werde er später formulieren. Es werde aber grundsätzlich „nicht von heute auf morgen gehen, so schnell kann man das nicht umsetzen“, fügte Stanislawski an.

Eines ist bei 30 Prozent weniger Umsatz glasklar: Stanislawski wird kein Team von Zweitliga-Topstars bekommen, sondern muss eines aufbauen, bei dem frische Jugendlichkeit angesagt ist. Von Spielern, die den Personaletat bisher zu sehr belasten, wird sich der FC mit höchster Wahrscheinlichkeit trennen. „Wir werden verstärkt auf den Nachwuchs setzen“, betonte Claus Horstmann als Vorsitzender der Kölner Geschäftsführung am Dienstag.

Horstmann nahm auch von seinem neuen leitenden Angestellten Stanislawski sogleich den Druck, der gemeinhin bei abgestiegenen Vereinen aufgebaut wird: „Die Planungen sind mittelfristig ausgerichtet.“ Also: keine Pflicht zur direkten Rückkehr in Liga eins, sondern Auf- und Umbruch mit Bedacht. Auf „mindestens“ zwei Jahre ist der Kontrakt mit Zigaretten- und Kaffee-Genießer Stanislawski konzipiert, der den FC St. Pauli aus der Regionalliga in die Erstklassigkeit führte. Horstmann: „Wenn alles gut läuft, mag der Aufstieg rauskommen. Aber wir lassen uns nicht hetzen.“

„Für uns war klar: Wir wollen Stani holen“, sagte FC-Vizepräsident Toni Schumacher, der zuvor klar gemacht hatte, dass der Neue den guten Nachwuchs „fließend in den Lizenzkader integrieren und in der Mannschaft für Disziplin und Charakter sorgen“ soll. „Wir sind glücklich, dass Du hier bist“, hieß Schumacher Stanislawski überaus herzlich willkommen.

Stanislawski weiß: „Das wird hier keine leichte Aufgabe nach so einem bitteren Abstieg.“ Er sieht indes „die richtig große Chance“, für den FC etwas Neues aufzubauen, etwas, das nachhält und dem Team nach dem fünften Sturz in die Zweitklassigkeit den Beinamen „Fahrstuhlmannschaft“ nimmt.

In einem hat Stanislawski große Erfahrung: „Wie steht man wieder auf, wenn man auf dem Hosenboden sitzt?“ Die Zeit, das in Köln mit dem FC umzusetzen, soll der neue Hoffnungsträger jetzt bekommen.