Mit der Schalke-Anleihe gegen die Schulden

Frankfurt (dpa) - Der FC Schalke 04 will ein Verein ohne Schulden werden. In spätestens zwölf Jahren sollen alle Verbindlichkeiten getilgt sein. Ein erster Schritt: Die Schalker Anleihe, in die auch Privatanleger investieren können.

Aber wo liegen die Risiken für diese?

Dass im Fußball „schließlich alles möglich ist“, betonen Trainer, Kicker und Manager gerade in schier ausweglosen Situationen immer wieder gerne. Geht es aber um die wirtschaftliche Zukunft des Vereins - etwa den Schuldenabbau durch börsennotierte Anleihen - dann will man von unwahrscheinlichen Szenarien nichts mehr hören: „Ein Abstieg kommt in meiner Planung nicht vor“, stellte Finanzvorstand Peter Peters in Frankfurt klar, als er den Wertpapierprospekt zur Anleihe von Schalke 04 vorstellte.

Dabei ist sportlicher Misserfolg einer der Risikofaktoren bei der Bewertung so einer Unternehmensanleihe, mit der auch Privatanleger ihr Geld für sieben Jahre in den FC Schalke 04 investieren können. Im Jahr sollen sie dafür 6,75 Prozent Zinsen bekommen - das klingt in Zeiten niedrigster Sparbuchzinsen nach einem verlockenden Angebot.

Aber eben mit einem Risiko: Denn bei dieser Form der Anlage, könnten die Sparer all ihr investiertes Geld verlieren, warnen Aktionärsschützer wie Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Denn die Zinsen kann das Unternehmen - oder in diesem Fall der Verein - nur zahlen, wenn genug Geld da ist. Genauso sieht es bei der Rücknahme der Papiere am Laufzeitende aus. Das Risiko ist real: Als erster Emittent einer Mittelstandsanleihe meldete im März der Windanlagenbauer Siag Schaaf Insolvenz an.

Also sprach Peters gut zwei Wochen vor Beginn der Zeichnungsfrist für die Anleihe lieber von guten sportlichen und wirtschaftlichen Perspektiven des Bundesliga-Dritten. Der Schalker Plan: Um in zehn bis zwölf Jahren schuldenfrei zu sein, wollen die „Knappen“ ihre Verbindlichkeiten neu ordnen und mit den geplanten rund 50 Millionen Euro aus der Anleiheemission teurere Kredite und Darlehen ablösen.

Unter anderem wollen sie Anteile an ihrem Stadion, das ihnen derzeit nur zu 40,7 Prozent gehört, vorzeitig zurückkaufen. 37,2 Prozent will Schalke von der Gesellschaft für Energie und Wirtschaft (GEW), einer hundertprozentigen Tochter der Stadt Gelsenkirchen, zurückholen. Derzeit liefen Verhandlungen, wie viel günstiger ein frühzeitiger Rückkauf für S04 werden würde, sagte Peters.

Seit der Verein vor zwei Jahren auf seinen Konsolidierungskurs umschwenkte, konnten die Schulden um rund 48 Millionen Euro reduziert werden. Trotzdem liegen die Finanzverbindlichkeiten noch bei rund 185 Millionen Euro, mit weiteren Posten sogar über 240 Millionen Euro.

Dagegen stellt Peters eine Reihe von Sicherheiten. Etwa die Marketing- und Cateringrechte, die die Schalker nie verkauft haben. Außerdem werde ein Großteil des Umsatzes unabhängig vom kurzfristigen sportlichen Erfolg erwirtschaftet - etwa durch Zuschauereinnahmen, Sponsorenverträge oder TV-Gelder. Und gerade die dürften nach der jüngsten lukrativen Rechtevergabe der Bundesligaübertragungen ab der übernächsten Saison nochmals kräftig steigen.

Deswegen hält auch DSW-Sprecher Kurz die Schalke-Anleihe für ein vergleichsweise sicheres Investment. „Das Risiko bei solchen Vereinen ist schon überschaubar“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa.

Zumal die Schalker bei ihrer sportlichen Prognose nicht überdrehten: Der Champions-League-Teilnehmer soll in den nächsten drei Jahren ein weiteres Mal in der Königsklasse und zwei Jahre in der Europa-League spielen. Auch eine verpatzte Saison wie 2010/11 mit Platz 14 (aber dem Sieg im DFB-Pokal) könne der Verein verkraften, betonte Peters. Nur ein Abstieg mit allen Konsequenzen für TV-Gelder, Werbe- und Spielerverträge - der sollte ausbleiben.