Köln reagiert auf Podolski-Kritik - „Thema abgehakt“

Köln (dpa) - Die Strafe ließ sich nicht lange auf sich warten. Nur ein Tag nach dem vieldiskutierten Frust-Interview von Lukas Podolski fanden alle Beteiligten eine schnelle und diplomatische Lösung - zum Nachteil des Nationalspielers.

In einem eiligst anberaumten Krisengespräch verständigten sich der Torjäger, sein Berater, Geschäftsführer Claus Horstmann und Manager Volker Finke darauf, dass der Torjäger „ein gemeinnütziges Projekt in Köln unterstützen wird“. Über die Höhe der Zuwendung machte der Verein keine Angaben. „Damit ist das Thema abgehakt. Wir blicken nun gemeinsam auf die nächsten Spiel des 1. FC Köln“, sagte Horstmann.

Bleibt abzuwarten, ob nach dem einvernehmlichen Gespräch der Vereinsfrieden - so schnell wie von Horstmann gewünscht - wieder hergestellt wurde. Noch nach dem 0:1 der Kölner am Sonntag gegen den Hamburger SV hatte der Geschäftsführer keinen Hehl aus einer Verärgerung über den verbalen Vorstoß gemacht und von einem „klaren arbeitsrechtlichen Verstoß“ des Nationalspielers gesprochen.

Podolski selbst zeigte bereits vor dem klärenden Gespräch Verständnis für die Reaktionen der Verantwortlichen, verteidigte aber seine Vorgehensweise. „Von den aktuell handelnden Personen habe ich keinen angegriffen. Wenn der Verein es kritisch sieht, dass ich das Interview nicht habe autorisieren lassen, kann ich das nachvollziehen“, sagte er der „Bild“ (Montag). Horstmann warf Podolski vor, den Wortbeitrag in der „Bild am Sonntag“ nicht vom Club habe freigeben lassen.

Horstmann war - im Gegensatz zu Trainer Stale Solbakken - zunächst weit davon entfernt, bei Podolski sofort wieder auf Schmusekurs zu gehen. Der führenden FC-Manager wertete die Podolski-Attacke gegen den Bundesliga-Premierenmeister (1964) als Frechheit - gelinde ausgedrückt. Konzeptlosigkeit, nicht eingehaltene Versprechen und fehlende Perspektiven - die Vorwürfe Podolskis hatten es in sich.

Solbakken brachte für seinen Star alles Verständnis der Fußballwelt auf. „Es ist keine Überraschung, dass Lukas Podolski über seine Zukunft nachdenkt. Er muss die größte Entscheidung seiner Karriere treffen. Er ist ein bisschen frustriert.“ Dass der Nationalstürmer derart über den Verein schimpfte, soll aber nichts mit einer indirekten Ankündigung des Kölner Stars zu tun haben, seinen 2013 auslaufenden Vertrag innerlich bereits gekündigt zu haben. „Ich weiß, dass er in seinem Kopf noch keine Entscheidung gefällt hat“, schob Solbakken eilends hinterher.

Diesen Anschein haben Podolskis Äußerungen nicht. Da spielt er mit bislang 15 Toren die beste Saison bei seiner großen Liebe FC - und der Club tut seiner Meinung nach nichts Entscheidendes, um ihm die Perspektiven zu vermitteln, die Podolski braucht: Aufbruch nach oben, ein starkes Team um ihn herum bilden, endlich mal rauskommen aus dem dauerhaften Abstiegskampf, weg vom Image, immer nur Durchschnitt zu sein.

Es dürfte niemanden mehr wundern, wenn Podolski sich unter diesen Umständen für den Wechsel entscheidet. Das Ausland reizt ihn, sogar eine Rückkehr zu Bayern München ist denkbar. Klar ist: Köln hat nicht das Geld, um dem ehemaligen Kapitän dessen verständliche Wünsche zu erfüllen. Selbst die neue Aktion, mit Genussscheinen 7,5 Millionen Euro einzusammeln, wird da kaum Abhilfe schaffen.

Ein Verkauf Podolskis schon nach dieser Spielzeit würde dem FC viel Geld bringen - schätzungsweise zehn Millionen Euro. Solbakken indes will nicht daran glauben, dass er seinen besten Spieler künftig nicht mehr hat: „Er hat einen großen Traum für seine Karriere in Köln.“

Aktuell ist diese Vision nicht erfüllbar. Ohne Podolski, der nach seiner Bänderverletzung wohl erst im Derby am 25. Februar gegen Bayer Leverkusen wieder auf den Rasen zurückkehren wird, ist der FC offensiv nicht viel wert. Die Niederlage gegen den HSV durch das erste Auswärtstor von Paolo Guerrero seit dem 16. Oktober 2010 war hochverdient und ließ den Abstand der Hanseaten auf den ersten direkten Abstiegsplatz auf acht Punkte wachsen.

„Die sind schnell weg“, warnte HSV-Trainer Thorsten Fink vor dem Nord-Duell am Samstag gegen Werder Bremen. Abheben darf in Hamburg niemand, der Gedanke an die Europa-League-Teilnahme verbietet sich: „Wir werden jetzt nicht anfangen zu träumen“, sagte Fink trotz des vierten Auswärtssiegs und der Fortsetzung einer bemerkenswerten Serie: Seit dem 0:2 in Bremen am 10. September ist der HSV in fremden Stadien ungeschlagen.