Kölsche Lösung Schaefer: „Keine Sekunde gezögert“

Köln (dpa) - Frank Schaefer soll zum zweiten Mal retten, was kaum noch zu retten scheint. Mit der spektakulären Rückholaktion des „kölschen Jung'“ versucht sich der 1. FC Köln an der Trendwende mit dem finalen Ziel Klassenverbleib.

„Ich habe keine Sekunde gezögert“, kommentierte der 48-Jährige die Eilanfrage der FC-Verantwortlichen, zum zweiten Mal als hausinterne Lösung den Retter spielen zu müssen. Und nach dem restlos gescheiterten Experiment mit dem Norweger Stale Solbakken will Schaefer jetzt den kompletten Neustart beim Fußball-Bundesligisten: „Für mich gibt es nur diese eine Möglichkeit - bei Null anzufangen.“

Erste Pflicht: Schaefer muss mit Lukas Podolski und Co. am Sonntag im spannungsgeladenen Derby bei Champions-League-Anwärter Borussia Mönchengladbach bestehen. „Das ist direkt eine Riesen-Herausforderung. Ich sehe uns dabei als klaren Außenseiter“, blickte Schaefer voraus. Und betonte eines immer wieder: Er wollte sich der Verantwortung nicht entziehen. „Ich hätte es mir nie verzeihen können, wenn ich mich aus der Situation gestohlen hätte.“

Und so ging alles ganz schnell nach dem 0:4 in Mainz. Claus Horstmann, Vorsitzender der FC-Geschäftsführung, gab Solbakken noch eine kleine Gnadenfrist, erkannte aber dann: „Wir mussten einen anderen Impuls setzen.“ Anfrage an FC-Nachwuchskoordinator Schaefer, der sagte Ja - und nun muss Schaefer zusammen mit seinem Assistenten Dirk Lottner und dem früheren Nationalspieler Stephan Engels als Teammanager das schwere Erbe von Solbakken und Volker Finke antreten.

Horstmann erinnerte an Schaefers gute Zeiten mit dem FC: „Er kennt das Team, er hat gezeigt, dass dieses Team zu Hochleistungen fähig ist.“ Das machte die Eigenlösung zur aktuellen Top-Maßnahme: Exakt 352 Tage nach seinem Rücktritt am 27. April leitete Schaefer am Freitag von 11.00 Uhr an wieder eine Übungseinheit mit den FC-Profis - als geheime Kommandosache und unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Am Nachmittag stand er dann vor mehr als einem Dutzend TV-Teams und im Blitzlichtgewitter Rede und Antwort - immer wieder mit einer Vorgabe: „Alle in diesem Verein müssen sich absolut als Einheit präsentieren.“

Ändern kann Schaefer in der kurzen Zeit bis zum Derby in Mönchengladbach nicht viel. Aber er will allen eine Chance geben, die von Solbakken zuletzt nicht mehr berücksichtigten Profis wie Milivoje Novakovic oder selbst der wegen seiner Alkoholeskapade suspendierte Slawomir Peszko sollen sich wieder empfehlen dürfen. Angesichts von nur zwei Siegen 2012 und schon 63 Gegentoren will Schaefer zuvorderst die Defensive stabilisieren. Seit dem 1:0 gegen Hertha BSC und der Entlassung von Sportdirektor Finke am 10. März gab es vier Niederlagen und nur ein Remis.

Kontinuität wird auch mit Schaefer nicht einkehren: Seine Amtszeit ist auf vier Partien begrenzt, anschließend soll er eine führende Position übernehmen. Der Verschleiß an Cheftrainern am Geißbockheim ist groß: Seit dem Jahr 2000 stehen 15 Namen in der Liste - der von Schaefer hat einen guten Widerhall. Nachdem er im Oktober 2010 Nachfolger von Zvonimir Soldo geworden war, entschieden die FC-Profis das erste Spiel mit Schaefer auf der Bank beim 3:2 gegen den Hamburger SV für sich, verloren danach aber 1:3 in Nürnberg und 0:4 gegen Mönchengladbach.

Hausinterne Querelen und eine Art öffentlicher Demontage durch den damaligen Manager Finke, der das Team für die letzten drei Saisonspiele 2010/2011 übernahm und mit drei Siegen noch zum Klassenverbleib führte, hatten im Vorjahr zu Schaefers resigniertem Rückzug nach dem 31. Spieltag geführt. Jetzt übernimmt er vor dem 31. Durchgang eine verunsicherte Mannschaft, glaubt aber an sie. „Klar ist: Wenn ich nicht vom Klassenverbleib überzeugt wäre, hätte ich diese Aufgabe nicht übernommen.“