Königsklasse, Köln und Kokain: Christoph Daum wird 60

Leverkusen (dpa) - Die Champions-League-Auftritte seines früheren Clubs Bayer Leverkusen verfolgt Christoph Daum momentan nur aus der Distanz. Auf spektakuläre Fußballspiele muss der Trainer des türkischen Erstligisten Bursaspor aber nicht verzichten.

Mit einem Doppelschlag zum 2:0-Erfolg gegen Kayserispor und dem ersten Saison-Heimsieg schafften die Bursaspor-Profis Pablo Batalla (90.+3) und Enes Ünal (90.+8) in der Nachspielzeit die perfekte sportliche Vorlage für Daums 60. Geburtstag am 24. Okotber.

Auseinandergesetzt hat sich Daum mit dieser Altersgrenze schon seit einiger Zeit. „Der Abreißkalender wird jetzt immer dünner. Die Endlichkeit rückt näher, aber all das ist Zusatzzeit“, hatte Daum bereits dem „Playboy“ anvertraut - und dabei stolz betont, dass er trotz einiger grauer Strähnen seine Haare noch nicht habe färben müssen: „Das ist alles Natur.“

Vor 13 Jahren war es eine freiwillig abgegebene Haarprobe, nach der Daums bemerkenswerte Karriere völlig aus den Fugen geriet. Mittels einer Analyse wurde ihm der Konsum von Kokain nachgewiesen, am 20. Oktober 2000 wurde Daum als Bayer-Trainer fristlos entlassen. Auch sein angestrebtes Engagement als deutscher Bundestrainer vom Sommer 2001 an hatte sich damit erledigt. Der bereits unterschriebene Vertrag wurde gelöst. „Ich bin aus der ganzen Angelegenheit gestärkt hervorgegangen“, behauptete er später.

Es gehört zu Daums Naturell, mit Rückschlägen offensiv umzugehen. 1953 im Erzgebirge geboren und ab seinem dritten Lebensjahr als Halbwaise im Duisburger Norden aufgewachsen, musste er schon früh Durchsetzungsvermögen entwickeln. Es sei bereits eine Herausforderung gewesen, heil vom Bierholen nach Hause zu kommen, weil die Straße von Kinderbanden belagert war. „Entweder du hast den Jungs Wegzoll bezahlt, oder es gab einen Tritt und die Bierpullen waren kaputt“, erinnerte sich Daum an seine Jugend.

Beruflich konnte sich Daum von seinem „Koks-Skandal“ allerdings niemals wirklich erholen. Den VfB Stuttgart hatte er 1992 zur deutschen Meisterschaft geführt, mit Bayer Leverkusen erreichte er drei zweite Plätze und war Stammgast in der Königsklasse des europäischen Fußballs. Nach seinem Rausschmiss und der Flucht nach Florida gehörten neben den Engagements in der Türkei auch Austria Wien und der FC Brügge zu seinen Stationen. In der Öffentlichkeit hochgeschätzt wurde 2006 Daums Unterstützung der deutschen Nationalmannschaft für Menschen mit Behinderung.

Der Zweitligist 1. FC Köln holte seinen Wunschtrainer 2006 im Anschluss an eine legendäre Pressekonferenz, die der damals gesundheitlich angeschlagene Daum im Foyer eines Krankenhaus abgehalten hatte, zurück nach Deutschland. Ihm gelang mit seinem „Leib- und Magenclub“ zwar 2008 das Bundesliga-Comeback, ein Jahr später wechselte er aber auch aus finanziellen Gründen nach Istanbul.

Eine Rückkehr in die Bundesliga, in der er zuletzt 2011 den Abstieg von Eintracht Frankfurt nicht verhindern konnte, sei für ihn reizvoll. Auf Angebote wartete er im vergangenen Sommer allerdings vergeblich. „Es kam leider kein Anruf aus der Bundesliga. In der Tat hat es mich schon verwundert, dass ich viele Komplimente bekam, aber die Entscheidungen dann anders getroffen wurden“, sagte Daum nunmehr dem Internetportal von „Sport1“.

Die Bundesliga verfolgt er dennoch aufmerksam. Seinem ehemaligen Verein Bayer 04 traut er einiges zu, nicht aber den ersten Meistertitel: „Leverkusen wird immer ein Club sein, der Bayern und Dortmund eine ganze Saison ärgern kann. Die Ausnahmestellung von Bayern und Dortmund wird aber generell auch nicht von Leverkusen in Gefahr gebracht werden können“, meinte Daum.