Kroos wird groß - Heynckes: „Eine Delikatesse“

München (dpa) - In dieser Saison wird klar, warum Uli Hoeneß dem Ausnahmetalent Toni Kroos beim FC Bayern schon im zarten Alter von 17 Jahren die Nummer „10“ reservieren wollte. Kroos gehört zu den großen Gewinnern der noch jungen Spielzeit - beim deutschen Rekordmeister und auch in der DFB-Elf.

„Schön war es eigentlich immer. Aber es ist ein Stück weit schöner, wenn es so gut läuft wie im Moment“, betonte der inzwischen 21-jährige Kroos. Als Spielgestalter hat sich der Youngster etabliert, Trainer Jupp Heynckes gerät bei dem gebürtigen Greifswalder regelmäßig ins Schwärmen: „Fußballerisch ist es eine Delikatesse, ihm zuzuschauen, wie leichtfüßig er spielt. Toni ist ein außergewöhnlicher Fußballer. Er entwickelt sich in dieser Saison immer weiter zum absoluten Leistungsträger. Und er wird sich noch weiter verbessern.“

Am Rucksack, den ihm Bayern-Präsident Hoeneß schon 2007 mit seinen Vorschusslorbeeren aufband, trug Kroos lange Zeit schwer. Bei der U17-Weltmeisterschaft in Südkorea wurde der Spielmacher damals zum besten Spieler gewählt. Und als Ottmar Hitzfeld den Jugendspieler danach ins Münchner Profi-Team beförderte, geriet auch Torwart und Kapitän Oliver Kahn ins Schwärmen: „Toni ist fußballerisch das Beste, was ich seit Jahren im Nachwuchsbereich gesehen habe.“

Mit 17 Jahren, acht Monaten und 22 Tagen debütierte Kroos am 26. September 2007 beim 5:0-Heimsieg gegen Energie Cottbus als damals jüngster Bayern-Spieler in der Bundesliga. Doch der rasante Aufstieg geriet ins Stocken, erst als Leihspieler bei Bayer Leverkusen gelang Kroos ab 2009 der Durchbruch. Förderer war damals wie heute Heynckes.

„Der Trainer hat seinen Anteil, das ist überhaupt keine Frage“, erklärte Kroos. „Der Trainer stellt mich auf - aber ich muss mit Leistung zurückzahlen. Das klappt in dieser Saison sehr, sehr gut. Es macht im Moment sehr, sehr großen Spaß - bei Bayern wie auch in der Nationalmannschaft“, sagte Kroos stolz.

Kroos bringt sich in Position. Selbst bei einer Rückkehr von Arjen Robben (Aufbau nach Leistenoperation) könnte Kroos seinen Platz im Münchner Starensemble behaupten. Der Mecklenburger erfülle alle Anforderungen, die der moderne Fußball an Spieler stelle, lobte Heynckes: „Er passt in die Zeit. Er ist sehr handlungsschnell. Und mittlerweile hat er auch gelernt, nach hinten zu arbeiten, zu kämpfen, zu grätschen.“

Parallel zum Aufstieg bei Bayern hat sich Kroos auch in der Nationalelf „freigeschwommen“, wie Heynckes bemerkte: „Er ist fast schon eine feste Größe.“ Bundestrainer Joachim Löw hat sogar einen eigenen Begriff für den Spielertypen Kroos kreiert, den eines „Zwischenspielers“. Kroos bewege sich im Mittelfeld „gut in den Zwischenräumen“, betonte Löw. Er drängt sich auf als dritter Mann zwischen den Fixgrößen Bastian Schweinsteiger und Mesut Özil.

Kroos ist so zum Konkurrenten für Sami Khedira geworden. Und die Flexibilität macht den 22-maligen Nationalspieler besonders wertvoll. „Ich kann mitspielen, egal auf welcher Position, ob als Sechser, Achter oder Zehner“, erklärte Kroos selbstbewusst. Keine Frage - Kroos wird in der EM-Saison groß.