Lage angespannt: Ex-Mainzer bringen Tuchel in Not

Berlin (dpa) - Thomas Tuchel war die Ernüchterung deutlich anzusehen. Gedankenverloren begutachtete der Mainzer Trainer minutenlang einen Flaschenöffner, während sein Kollege Jos Luhukay mit einer emotionalen Ansprache zu wenig Würdigung für seine Berliner Gewinner beklagte.

„Wir sind die Partie als absolutes Schlüsselspiel angegangen“, sagte Tuchel nach der 1:3-Niederlage bei Aufsteiger Hertha BSC am 7. Spieltag der Fußball-Bundesliga: „Dieses Schlüsselspiel haben wir verloren, das macht unsere Situation nicht besser.“

Er wolle mit seinen Spielern jetzt viele Einzelgespräche führen, kündigte der 40-Jährige noch in Berlin an. Die Mannschaft habe auf hohem taktischen Niveau und mit immensem Fleiß verteidigt - ein positiver Ansatz, auf dem man aufbauen könne. Zugleich nahm Tuchel seine Spieler in die Pflicht. „Wir müssen darum kämpfen, dass wir wieder unsere Form finden“, forderte der FSV-Coach. Vier Ligapleiten nacheinander hatte es unter seiner Leitung zuvor noch nie gegeben.

Die Pleite in Berlin war sogar die fünfte Pflichtspiel-Niederlage in Folge, inklusive des DFB-Pokal-Ausscheidens gegen den 1. FC Köln. Es bleibt bei neun Punkten. Dabei hatten die Mainzer vor 40 969 Zuschauern im Berliner Olympiastadion ihre 1:0-Führung nach dem sechsten Saisontreffer von Nicolai Müller (7. Minute) lange clever verwaltet.

In der Halbzeit wechselte Tuchel jedoch den gelb-rot-gefährdeten Mannschaftskapitän Nikolce Noveski aus. Und als der zweite Innenverteidiger Bo Svensson in der 68. Minute angeschlagen vom Platz humpelte, war es um die Ordnung in der Mainzer Hintermannschaft geschehen. Bis zu den Hertha-Toren Nummer zwei und drei durch Sami Allagui (73.) und Änis Ben-Hatira (74.) vergingen nur fünf Minuten.

„Es ist ein großes Handicap, beide Innenverteidiger auswechseln zu müssen“, konstatierte Tuchel. Mit Niko Bungert (Knieprobleme) musste der FSV ohnehin schon auf einen etatmäßigen Verteidiger verzichten. Auch Mittelfeldmann Julian Baumgartlinger hatte sich nach eigentlich ausgestandener Kniereizung wieder im Training verletzt. „Im Moment können wir das einfach nicht kompensieren“, meinte Tuchel.

Bitterer Beigeschmack: An den beiden jüngsten Niederlagen waren ausgerechnet zwei Ex-Mainzer maßgeblich beteiligt. Der Kölner Marcel Risse schoss seinen früheren Club aus dem Pokal, in Berlin avancierte der eingewechselte Doppeltorschütze Sami Allagui zum Matchwinner. Nach nur drei Minuten in der zweiten Halbzeit glich der tunesische Nationalspieler die Mainzer Fühung aus. Am kommenden Samstag empfangen die Tuchel-Boys die TSG Hoffenheim um ihren ehemaligen Kollegen Eugen Polanski. Sie sollten gewarnt sein.