Lebenszeichen von Leverkusens Stürmer Derdiyok: „Ich bin wieder da“
Der Schweizer entscheidet das Treffen der kriselnden Clubs nach seiner Einwechslung für Leverkusen.
Leverkusen. Sami Hyypiä ging strammen Schrittes Richtung TV-Mikrofone. Schließlich sollte er nach dem 2:1 gegen den VfB Stuttgart in den Katakomben der Arena erklären, wie er gerade die erste Krise seiner Mannschaft in dieser Saison gemeistert hatte.
Doch plötzlich schwenkte Leverkusens Trainer von seinem geraden Weg ab. Der Finne hatte Stefan Kießling und Eren Derdiyok gesehen, ging die wenigen Meter zu seinen Spielern, reichte ihnen die Hand. Und nickte wohlwollend.
Im Herbst noch hatte Hyypiä nach einem 2:0 gegen Hannover zu den sich abzeichnenden Erfolgen, die in der besten Hinrunde der Bundesliga-Geschichte mündete, gesagt: „Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal auf die Tabelle geschaut habe und kenne die Situation nicht so genau.“
Im Winter blieb Hyypiä genügend Zeit, das Zahlenwerk zu studieren. Mit zwei Niederlagen beendet seine Mannschaft die Hinserie, fügte die dritte in Folge gleich zum Rückrundenstart an. Und jetzt, gegen Stuttgart, lag Leverkusen nach dem Kunstschuss von Moritz Leitner (12.) wieder zurück. Doch im Treffen der Krisenclubs drehten Stefan Kießling (26.) und der eingewechselte Eren Derdiyok (84.) das Spiel für Leverkusen.
„Es waren sehr wichtige Tore. Und es war ein bisschen mehr Kopf dabei“, kommentierte Bayer-Trainer Hyypiä zufrieden gegen verunsicherte Schwaben, die das dritte Spiel in einer Woche nach einer 1:0-Führung noch mit 1:2 verloren.
Torjäger Kießling, der vier Spiele nicht mehr ins Tor getroffen hatte, bemerkte trocken: „Es war halt Stuttgart.“ Denn Treffer des Franken gegen die Schwaben sind die Regel. Diesmal erzielte er sein 14. Tor im 17. Aufeinandertreffen mit Stuttgart.
Matchwinner aber war ein fast Abgeschriebener. Nach 440 Tagen Torfrust bekam Eren Derdiyok das Lächeln kaum mehr aus dem Gesicht. „Ich bin unglaublich erleichtert. Ich bin umgefallen, aber wieder aufgestanden, auch wenn es lange gedauert hat. Ich habe gezeigt: Ich bin wieder da“, sagte der Schweizer. Seit dem 18. November 2012 hatte der 25 Jahre alte Stürmer nicht mehr getroffen — seinerzeit noch für 1899 Hoffenheim.
„Die Mannschaft hatte eine schwere Phase, und ich hatte eine schwere Phase“, sagte Derdiyok, der nun hofft, dass sich beides wieder zueinander fügt. „Ich möchte an der Mannschaft eine Beteiligung haben.“ Das werden die in zehn Tagen beginnenden englischen Wochen zeigen.