Lemkes Machtwort: Werder Bremen muss sparen

Donaueschingen (dpa) - Werder Bremen kommt nicht zur Ruhe. Dem per Machtwort in einer nächtlichen Krisensitzung vom Aufsichtsratschef Willi Lemke verordneten Sparkurs folgten Irritationen um die Verletzung von Hoffnungsträger Mehmet Ekici.

Bis spät in die Nacht hatten Lemke und Clubchef Klaus Allofs hitzig und angeregt wegen der angespannten finanziellen Situation bei Werder diskutiert. Kurz vor Mitternacht sprach Lemke dann nach vier Stunden ein Machtwort: Der sportlich abgerutschte und nun klamme Fußball-Bundesligist muss sparen. Will Allofs wegen der besorgniserregenden Verletzungsmisere noch Spieler verpflichten, muss er im Einzelfall bei Lemke um Erlaubnis fragen.

„Eine Veränderung der Haushaltslage muss erfolgen“, sagte Lemke der Nachrichtenagentur dpa am Mittwoch. „Entweder durch den Verkauf von Spielern oder etwa einen neuen Sponsor.“ Ohne Champions League und Transfererlöse - in den Vorjahren etwa für Diego oder Mesut Özil - sind die fetten Jahre vorerst vorbei, große Sprünge nicht mehr drin.

„Um der veränderten Einnahmesituation Rechnung zu tragen, ist eine restriktive Ausgabenpolitik unabdingbar“, stellte Lemke nach der Aufsichtsratssitzung in Bremen fest, zu der Allofs eigens aus dem Trainingslager in Donaueschingen eingeflogen worden war. Der Clubchef hatte schlechte Neuigkeiten im Gepäck. Der vermeintliche „Königstransfer“ Ekici, der in der Vorsaison beim 1. FC Nürnberg im Mittelfeld für Furore gesorgt hatte, musste das Trainingslager wegen hartnäckiger Leistenbeschwerden abbrechen.

Zuvor getätigte Aussagen Ekicis zu seinem - nach eigenen Angaben - Schwachpunkt Leiste versuchte Werder am Mittwoch wieder ins rechte Licht zu rücken. Per Presseerklärung stellte der Club klar, dass Ekici in der vergangenen Saison nicht immer wieder fit gespritzt worden sei. Der Spieler selbst hatte am Tag zuvor vor Journalisten gesagt, die Vorsaison komplett unter Schmerzen gespielt zu haben.

„Ich hatte Probleme, habe aber in der gesamten Saison zwei Spritzen bekommen, das war es. Als ich zu Werder kam, war ich beschwerdefrei“, wurde Ekici nun in der Mitteilung zitiert. Derzeit ist dennoch unklar, wann der Fünf-Millionen-Neuzugang vom FC Bayern für Werder wirbeln wird. Immerhin verkündete Trainer Thomas Schaaf optimistisch: „Ich gehe davon aus, dass er nach dem Wochenende wieder trainiert.“ Ekicis Probleme verschärfen Schaafs Sorgen gut eine Woche vor dem ersten Pflichtspiel im Pokal in Heidenheim weiter.

Der Schuh drückt vor allem in der Abwehr mit fünf Verletzten. Daher forderte Schaaf zuletzt weitere Zugänge. Sonst drohe eine erneute Zittersaison wie in der vergangenen Spielzeit, als Werder lange in Abstiegsgefahr schwebte. Dies wollen auch die Spieler möglichst nicht noch einmal erleben. Claudio Pizarro, Werders Faustpfand im Angriff, drohte bereits mit seinem Abgang, sollte der Club erneut den Europapokal verpassen: „Wenn wir nicht international spielen, werde ich mir Optionen anschauen.“

Von Drohungen jeglicher Art ließ sich der Aufsichtsrat nicht beeindrucken. „Das Planbudget 2011/2012 beinhaltet bereits jetzt signifikante Ausgaben, die deutlich über die erwarteten Einnahmen hinausgehen“, sagte Werders Ex-Manager Lemke. Demnach seien bereits für die bisherigen Verpflichtungen - neben Ekici unter anderem Lukas Schmitz (Schalke) und Andreas Wolf (Nürnberg) - „erhebliche Mittel“ zur Verfügung gestellt worden, die offensichtlich das verfügbare Budget bereits deutlich belasten. Allofs widersprach jedoch vehement Berichten, nach denen der einstige Vorzeigeclub in eine finanzielle Schieflage geraten sei: „Das geht völlig an den Tatsachen vorbei.“

Dennoch werden weitere Transfers, etwa die angestrebte Ausleihe des Griechen Sokratis Papastathopoulos, nur genehmigt, wenn Allofs dafür einen laut Lemke „gangbaren Weg“ findet. Lemke machte Allofs deutlich, dass dies zu akzeptieren sei. „Die Geschäftsführung hat dem Aufsichtsrat versichert, dass diese Haltung akzeptierter Grundsatz des gemeinsamen Handelns ist und eventuelle Irritationen in dieser Richtung bedauert“, hieß es in einer weiteren Erklärung am Mittwoch. Lemke, als UN-Sonderbotschafter bei der Copa America, hatte noch aus Südamerika eilig die Sitzung anberaumt, um die Querelen endgültig zu beseitigen. „Das hat uns nicht gut getan“, rügte der 64-Jährige.