Lieberknecht: „Werde nicht zurücktreten“

Braunschweig (dpa) - Diese Woche wird Torsten Lieberknecht so schnell nicht vergessen. Sollte der Coach von Eintracht Braunschweig mit seinen verwirrenden Aussagen über einen möglichen Rücktritt bewusst Aufbruchstimmung beim Bundesliga-Schlusslicht provoziert haben wollen, so ist ihm das gelungen.

Club und Fans scheinen den vermeintlich amtsmüden Coach vor dem Derby am Samstag beim VfL Wolfsburg mit Macht halten zu wollen - mit Erfolg. „Ich werde hier nicht zurücktreten. Definitiv nicht. Ich werde alles geben bis zum Schluss“, stellte Lieberknecht in einem Sport1-Interview klar, das die Eintracht auszugsweise vorab bei Facebook veröffentlichte.

„Diese Jungs werde ich nie verlassen“, bekräftigte der beliebte Erfolgscoach, der die Eintracht aus der dritten Liga bis in die Bundesliga führte. Dort legte Braunschweig jedoch mit nur einem Pünktchen und 3:18 Toren aus sieben Spielen den bislang schlechtesten Start eines Bundesligateams überhaupt hin.

Der Trainer hatte nach dem bitteren 0:4 gegen Stuttgart noch so angeschlagen und niedergeschlagen wie nie zuvor gewirkt und vage Rücktrittsgedanken öffentlich gemacht. Was die Fans davon halten, zeigten sie am Mittwoch auf eindrucksvolle Weise. Rund 500 Anhänger waren zum Training gekommen, um Lieberknecht den Rücken zu stärken. Als Team und Profis zur zweiten Einheit des Tages auf den Platz kamen, stand die Menschenschar Spalier, skandierte minutenlang „Eintracht Braunschweig olé“ und sang auch während des Trainings.

„Diese tolle Aktion der Fans macht mich stolz und freut mich natürlich auch für meine Mannschaft. Das ist Eintracht Braunschweig und die Fans kennen mich“, erklärte Lieberknecht sichtlich gerührt.

Anders als bei Lieberknecht nach der 0:4-Klatsche kommen im Eintracht-Umfeld trotz der miserablen sportlichen Bilanz keine Zweifel auf. „Der gesamte Verein mit seinen Entscheidungsträgern steht voll hinter Torsten Lieberknecht“, bekräftigte auch Präsident Sebastian Ebel in der „Braunschweiger Zeitung“: „Wir müssen versuchen, das, was uns aktuell vielleicht fehlt, durch Motivation, durch Leidenschaft und Zusammengehörigkeit aufzufangen. Ich bin und bleibe zuversichtlich. Irgendwann wird der Knoten platzen.“

Lieberknecht hatte - bewusst oder unbewusst - mit seinem Auftritt nach dem Stuttgart-Spiel diese erneute Welle der Unterstützung provoziert. „Ich bin keiner, der weglaufen möchte, aber trotzdem komme ich ins Grübeln“, hatte Lieberknecht am Sonntag gesagt. Es sei „normal, dass vielleicht auch Verantwortliche und Fans ins Grübeln kommen“. Laut Ebel kann davon aber keine Rede sein: „Das war doch eine Äußerung aus der Enttäuschung heraus, die Torsten Lieberknecht da gemacht hat. Ich komme nicht ins Grübeln.“

Mit Lieberknechts Verzagtheit scheint auch spätestens seit der öffentlichen Rückendeckung Schluss zu sein. Fraglich bleibt allerdings, wie der emotionale Coach trotz seiner Klarstellung weitere Niederlagen wegstecken wird.