Löw findet „Otto“ bei Hertha gut

Berlin (dpa) - Der Altmeister und die „alte Dame“ - das könnte passen, meint nun auch der Bundestrainer. Joachim Löw sieht für Hertha BSC in der Notlösung Otto Rehhagel die Chance auf eine positive Wende.

„Ich glaube, dass es Berlin gut tut, jemanden zu haben, der absolute Autorität hat“, erklärte der Bundestrainer bei einem EM-Workshop nahe des Berliner Tiergartens. Nur einige Kilometer weiter versuchte Rehhagel bei seinem dritten Training als neuer Hertha-Coach, die Verkrampfungen zu lösen, die nach elf Ligaspielen ohne Sieg seine Spieler belasten. Auf drei Feldern ließ Rehhagel sein Personal Fußballtennis spielen.

„Das war das erste Mal in meiner Zeit in Berlin. Das bringt Lockerheit rein“, sagte Abwehrmann Lewan Kobiaschwili zu Rehhagels ungewöhnlicher Übungsform. Der 73-Jährige hat in kurzer Zeit erkannt, dass Verbesserungen nur über die Köpfe der Spieler zu erreichen sind. „Jetzt in der kurzen Zeit geht es nicht darum, etwas groß konzeptionell aufzubauen. Am wichtigsten ist der psychologische Aspekt“, bewertete auch Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff die Situation beim abstiegsbedrohten Hauptstadtclub.

Löw und Bierhoff halten die Entscheidung, den Trainerveteran Rehhagel in Berlin zu aktivieren, für einen vielversprechenden Versuch. „Ich habe Otto in den vergangenen Jahren mehrmals getroffen und gesprochen. Dabei habe ich gespürt, dass Otto enorm viel Energie hat und enorm viel Ehrgeiz“, berichtete der DFB-Chefcoach, der in Berlin sein Aufgebot für das ersten Länderspiel des Jahres am kommenden Mittwoch in Bremen gegen Frankreich benannte. Rehhagel habe „Persönlichkeit und Ausstrahlung und mit den beiden jungen Trainern sicher gute Mitstreiter. Ich drücke ihm die Daumen“, sagte Bierhoff.

Nach dem Schneetraining zum Einstand konnte Rehhagel am Mittwoch bei besseren Witterungsbedingungen üben - und überraschte wie schon am ersten Tag seine Profis. Sein Assistent Ante Covic trieb die Spieler an. Lange Zeit nur als Beobachter zog Rehhagel während der 100 Minuten langen Einheit plötzlich seine Schützlinge im Kreis zusammen, ließ sich einige Male den Ball zuwerfen und demonstrierte höchst persönlich einen perfekten Kopfball. „Er hat uns gesagt: Kopfballspiel sei wichtig. Das sollte man schon als junger Spieler immer wieder trainieren“, berichtete Pierre-Michel Lasogga von Rehhagels Ansprache, die 200 Fans mit gebotenem Abstand beobachteten.

„Die Spaßeinheit bringt Lockerheit rein. Trotzdem müssen wir am Samstag die Tore schießen“, fasste Stürmer Lasogga Rehhagels Botschaft zusammen. Das Kellerduell der Berliner (15. Platz/20 Punkte) beim Mitaufsteiger FC Augsburg (17./18) ist gleich ein Schlüsselspiel für Rehhagels neues Team. Adrian Ramos, der an einer Zehentzündung leidet, soll am Donnerstag wieder ins Training einsteigen und rechtzeitig fit werden. Fabian Lustenberger und Christian Lell fallen weiter verletzt aus. Andreas Ottl kämpft mit muskulären Problemen, ist in Augsburg aber ohnehin gesperrt.