Machtkampf ums Frankfurter Präsidentenamt
Frankfurt/Main (dpa) - Peter Fischer schweigt. Auch kurz vor der mit großer Spannung erwarteten Mitgliederversammlung von Eintracht Frankfurt äußert sich der Präsident des Stammvereins nicht.
Dabei wäre es interessant zu erfahren, was der 58-Jährige zu den Vorwürfen seines Kontrahenten Reiner Schäfer zu sagen hat, denn der hat den seit 2000 amtierenden Clubchef im Vorfeld heftig attackiert. „Die wirtschaftliche Lage des Vereins ist dramatisch“, sagte Schäfer am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Der 70-Jährige wirft Fischer „Misswirtschaft“ vor, „das kann man gar nicht anders sehen.“
Und Fischer? Der verzichtet darauf, sich vor der Versammlung am Sonntag (12.00 Uhr) am Frankfurter Riederwald öffentlich gegen die Anschuldigungen zur Wehr zu setzen. Er werde keinen Wahlkampf machen, das ist das Einzige, was sich Fischer schon vor geraumer Zeit entlocken ließ. Er setzt offenbar darauf, dass er die Mitglieder des eingetragenen Vereins, der die Mehrheit an der vor einigen Jahren ausgelagerten Eintracht Frankfurt Fußball AG besitzt, wie so oft in der Vergangenheit mit seinem Rede-Talent auf seine Seite ziehen kann.
Dabei erhält Fischer prominente Unterstützung. Eintracht-Kapitän Kevin Trapp hat sich für eine Wiederwahl des Langzeit-Präsidenten ausgesprochen. „Peter Fischer ist enorm wichtig für den Verein und für das Umfeld“, wird der Torwart in Frankfurter Medien zitiert. Hinter Trapps Plädoyer für Fischer stecken auch die Spekulationen, dass einige Geldgeber ihre Unterstützung an eine weitere Amtszeit Fischers gekoppelt haben sollen. Und Trapp pokert gerade um einen neuen Vertrag, macht seinen Verbleib am Main von den sportlichen Perspektiven - und damit den Finanzen - abhängig.
Schäfer ficht das nicht an. Auch wenn ihm in den Tagen vor der Wahl eigentlich kaum einer große Chancen einräumt, gibt sich der frühere Geschäftsführer der Eintracht zuversichtlich. „Die Stimmung in der Stadt ist ganz klar die, dass die Zeit von Peter Fischer zu Ende geht“, sagte Schäfer. Er setzt vor allem darauf, dass der Präsident unter Punkt sechs der Tagesordnung in geheimer Wahl gekürt wird. Viele Mitglieder hätten Angst, sich in der Öffentlichkeit gegen Fischer zu stellen und dann im Falle von dessen Wiederwahl in Ungnade zu fallen.
Öffentlich Unterstützung erhält Schäfer, früher in Führungsfunktionen bei der Lufthansa und bei Südzucker tätig, von Sylvia Schenk. Wie Schäfer prangert die im Vorstand von Transparency International Deutschland für den Sport zuständige ehemalige Frankfurter Sportdezernentin an, dass Fischer den Verein zusammen mit seinen Präsidiumskollegen durch Steuernachzahlungen in eine finanziell bedrohliche Situation gebracht habe.
Es habe „gerade mit Blick auf die Finanzbehörden“ einige Fehler gegeben, sagte Schenk in einem Interview der „Frankfurter Rundschau“. Zudem fordert sie Transparenz was die Bezahlung des Präsidiums angeht. Schäfer macht dagegen deutlich, dass er und sein Team um den als Schatzmeister vorgesehenen Gerhard Jourdan unentgeltlich arbeiten würden. „Schon deshalb müsste mich eigentlich jeder wählen.“