Mainz 05 finanziell gestärkt ins „verflixte“ siebte Jahr
Mainz (dpa) - Wirtschaftlich ist die Zukunft des FSV Mainz 05 im Profi-Fußball für die nächste Dekade gesichert - und sportlich? Da sind sich die Verantwortlichen trotz des Abschlusses eines 260-Millionen-Euro-Deals mit der Vermarktungsagentur Infront Sports & Media nicht sicher.
Vor dem Start in das „verflixte“ siebte Jahr der ununterbrochenen Bundesliga-Zugehörigkeit ist man in Mainz eher zurückhaltend. „Wir wollen die Klasse halten“, sagte Manager Christian Heidel. Das Ziel Europa auszugeben wäre „utopisch“, erklärte Präsident Harald Strutz.
Die sportliche Zielsetzung bleibt vor dem Auftakt am Samstag gegen Neuling FC Ingolstadt also wie in all den Jahren seit dem Wiederaufstieg 2009 bescheiden. Dabei sind die Rahmenbedingungen noch einmal verbessert worden. Erstmals wird der Umsatz der 05er in diesem Geschäftsjahr nahe 100 Millionen Euro liegen.
Die großartige Bilanz ist der Arbeit des Managers geschuldet. In Mainz werden Spieler besser gemacht und dann teuer veräußert. Johannes Geis (Schalke 04) und Shinji Okazaki (Leicester City) sind die neuesten Beispiele. Auf dem Festgeldkonto lagern knapp 20 Millionen Euro Transferüberschuss. Sechs Neue sind da, der „echte“ Nachfolger für Torjäger Okazaki noch nicht. Einen Schnellschuss für viel Geld wird es nicht geben - trotz der vorhandenen Millionen.
Auch sonst bleiben sich die Mainzer treu. Der neue Vermarktungsvertrag über eine Laufzeit von zehn Jahren wurde freiwillig abgeschlossen. „Wir mussten nicht, wir wollten“, sagte Heidel und betonte, dass der Verein kein Tafelsilber verkaufte: „Wir bleiben eigenständig.“
Das ist den Rheinhessen wichtig. Die Originalität, die Nähe, der Familiensinn sollen erhalten bleiben. Und ein Angriff auf das Liga-Establishment ist der Vertrag ohnehin nicht. „Damit ist die Basis für die weitere sportliche Entwicklung gelegt“, stellte Strutz fest.
Die soll unter Trainer Martin Schmidt, der im Februar den glücklosen Kasper Hjulmand ablöste und vor seiner ersten kompletten Saison steht, fortgesetzt werden. In der Rückrunde fanden die Mainzer zu ihrer typischen Spielweise zurück, was von den Zuschauern goutiert wurde. „Wir müssen wieder ein volles Stadion bekommen, und die Mannschaft muss die Begeisterung auf die Zuschauer übertragen. Wo Mainz 05 draufsteht, soll auch Mainz 05 drin sein“, forderte Strutz.
Nach dem souveränen 3:0 in der ersten Pokalrunde in Cottbus sieht Schmidt sein Team auf dem richtigen Weg. „Unsere Stärke ist das Umschaltspiel. Das ist praktisch nicht zu verteidigen“, sagte der 48-jährige Schweizer. Nachdem Pablo De Blasis nach seinem Anriss des Innenbandes im rechten Knie wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen ist, kann Schmidt aus dem Vollen schöpfen. „Wir haben keinen Verletzten.“ Ein Selbstläufer werde der Auftakt gegen Ingolstadt aber nicht, prophezeite Schmidt: „Wenn die als Aufsteiger nicht motiviert sind, weiß ich auch nicht.“