Nachfolger im Januar Mainz-Präsident Kaluza tritt nach Machtkampf zurück

Mainz (dpa) - Der Machtkampf beim FSV Mainz 05 ist vorbei. Nach nicht einmal sechs Monaten im Amt ist der Unternehmer Johannes Kaluza als Vorsitzender des Fußball-Bundesligisten zurückgetreten.

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Der 62-jährige Nachfolger von Harald Strutz hatte es in Rekordzeit geschafft, alle anderen Führungskräfte des Vereins geschlossen gegen sich aufzubringen. Wegen diverser Alleingänge und unglücklicher öffentlicher Auftritte wurde Kaluza zunächst von allen vier Geschäftsführern zum Rücktritt aufgefordert. Am Ende stellte sich nach übereinstimmenden Medienberichten auch der Aufsichtsrat gegen den erst am 25. Juni gewählten Clubchef.

Kaluza selbst bezeichnete sich in einem offenen Brief an die Mitglieder als „Quereinsteiger in der Welt des Fußballs“, der von der Öffentlichkeitswirksamkeit dieses Geschäfts überrollt worden sei. „Dass jede Aussage, jeder Halbsatz über die Medien transportiert und interpretiert, ja häufig auf die Goldwaage gelegt wurde, hat mich überrascht, häufig irritiert und manchmal auch gestört.“

Zur Begründung seines Schritts schrieb er: „Der gute Ruf des 1. FSV Mainz 05 als sympathischer, familiärer Club darf nicht in Zweifel gezogen werden. Und in einer sportlich angespannten und auch wirtschaftlich herausfordernden Situation unseres Clubs dürfen nicht Nebenkriegsschauplätze in den Mittelpunkt rücken und Kräfte binden, die wir für unseren gemeinsamen Erfolg brauchen.“

Der Verein reagierte schnell auf Kaluzas Entscheidung und kündigte für den 21. Januar die Wahl eines Nachfolgers an. Ursprünglich war für den 11. Januar eine außerordentliche Mitgliederversammlung angesetzt worden, um den Machtkampf beizulegen und den Weg für Neuwahlen freizumachen. Dieser Termin entfällt nun jedoch.

„Ich respektiere die Entscheidung von Johannes Kaluza, sein Amt niederzulegen. Ihm gebührt Dank dafür, dass er in dieser schwierigen Situation das Wohl des Vereins über seine persönlichen Interessen stellt“, sagte Sportvorstand Rouven Schröder, der intern der schärfste Kritiker des Vorsitzenden war. Kaluzas Rücktritt gebe den Mainzern „die Chance auf einen strukturierten Weg in die Zukunft“.

Die große Unruhe um Kaluza traf die Mainzer zuletzt zur Unzeit. Nach den schwachen Leistungen beim 1:2 in Freiburg und dem 1:3 gegen den FC Augsburg steckt die Mannschaft wieder tief im Abstiegskampf. Zudem drohte das Image eines über Jahrzehnte mit großer Kontinuität und strategischer Weitsicht geführten Vereins einen ernsthaften Schaden zu nehmen.

Denn schon der überraschenden Wahl von Kaluza gingen monatelange Führungsquerelen voraus. Erst geriet der Dauerpräsident Harald Strutz wegen völlig überhöhter und vor allem geheimgehaltener Aufwandsentschädigungen in die Kritik. Danach folgten quälend lange Diskussionen über die neue Führungsstruktur des Vereins. Kaluza profitierte von dieser Unruhe und wurde im Juni völlig überraschend mit den Stimmen der Mainzer Ultras an die Spitze gewählt. Er setzte sich dabei gegen den langjährigen Vizepräsidenten Jürgen Doetz durch.

Der Aufgabe, einen Bundesliga-Club zu führen, erwies sich Kaluza jedoch nicht gewachsen. Am Ende war er völlig isoliert. „Auch wenn mir der Schritt schwer fällt, weil ich den Verein liebe, Gefallen an der Aufgabe gefunden habe und noch viele Ideen gerne verwirklicht hätte“, schrieb Kaluza. Sein Rücktritt sei „unumgänglich“.