Mainz-Trainer Hjulmand unter Druck
Mainz (dpa) - Kasper Hjulmand hat den Vertrauensvorschuss als neuer Trainer des FSV Mainz 05 schon vor dem Bundesliga-Start so gut wie aufgebraucht.
Die Blamagen in der Europa-League-Qualifikation und im DFB-Pokal setzen den Nachfolger von Thomas Tuchel gehörig unter Druck. „Es wird besser, aber wir brauchen noch Zeit“, sagte der dänische Coach nach dem peinlichen 4:5 im Elfmeterschießen beim Fußball-Drittligisten Chemnitzer FC.
Zeit aber hat der 42-Jährige nicht. Eine weitere Pleite zum Auftakt beim Bundesliga-Aufsteiger Paderborn ist nach den gezeigten Leistungen zu befürchten. Noch wird in Mainz nach außen ein intaktes Verhältnis zur Schau getragen. Öffentliche Zweifel will Manager Christian Heidel, der Hjulmand holte und mit einem Dreijahresvertrag ausstattete, vorerst nicht aufkommen lassen. „Der Trainer hat grundsätzlich volle Rückendeckung“, beteuerte Heidel.
Vor vorschnellen Reaktionen und einer übereilten Entlassung des Dänen warnte auch DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig am Sonntag im „Doppelpass“ von Sport1. „Thomas Tuchel oder Markus Weinzierl hatte ja auch keine Bundesliga-Erfahrung. Sie stehen für die jüngere Generation. Deswegen halte ich jetzt nichts davon zu sagen, er ist nicht erfahren. Wir sind da zu schnell in unserem Urteil. Wir sollten ihm Zeit geben“, erklärte Rettig.
Den Ernst der Lage aber kann der Manager nicht wegdiskutieren. „Für einen neuen Trainer ist das unangenehm, wenn du in den ersten beiden Entscheidungen rausfliegst. Wenn man sieht, wie akribisch er arbeitet, ist das alles andere als schön“, sagte Heidel und forderte ebenfalls Geduld im Umfeld des Clubs: „Man muss die Kirche ein ganz klein wenig im Dorf lassen. Wir haben wichtige Spieler abgegeben, da ist es klar, dass wir nicht die Sterne vom Himmel spielen.“
Wie beim frühen Europapokal-Aus gegen den griechischen Underdog Asteras Tripolis offenbarten die Mainzer auch in Chemnitz ihre Probleme nach dem Abschied von Leistungsträgern wie Nicolai Müller und Eric Maxim Choupo-Moting. Ersatz für den zum Hamburger SV gewechselten Müller hat Heidel noch nicht präsentiert. Dabei hatte er deutlich gemacht, den Flügelflitzer nur bei adäquatem Ersatz ziehen zu lassen.
Im aktuellen Zustand scheinen die Mainzer kaum bundesligareif. Zwar boten die Gäste in Chemnitz eine Reihe sehenswerter Offensivaktionen, doch die Chancenverwertung war ebenso mangelhaft wie die Defensivarbeit. „Hinten war es viel zu fehlerhaft. Dort müssen wir jetzt unbedingt arbeiten und die Fehler gegen Paderborn abstellen, sonst bekommen wir ein richtiges Problem in der Liga“, warnte Heidel.
Mittelfeldspieler Johannes Geis, der die Mainzer mit einem Traumtor aus 55 Metern in der 122. Minute überhaupt noch ins Elfmeterschießen gerettet hatte, war entsetzt. „Wir müssen uns hinterfragen, wenn man fünf Gegentore gegen einen Drittligisten kassiert“, schimpfte er. „Wir sind angeschlagen und haben momentan nicht das Selbstbewusstsein, so ein Spiel runterzuspielen. Es ist eine schwere Zeit für uns. Wenn man in zwei wichtigen Wettbewerben rausfliegt, ist es einfach scheiße“, bekannte der 20-Jährige.
Auch Geis stellt sich aber hinter Coach Hjulmand: „Dem Trainer kann man überhaupt keinen Vorwurf machen. Alle arbeiten sehr akribisch. Wir brauchen das Erfolgserlebnis“, erklärte der Youngster. Seinem Chef dürfte eine schnelle Wende zum Positiven ebenfalls ein dringendes Anliegen sein - schon im ganz persönlichen Interesse.