Mainz trotzt Kritikern - Schürrle: „War gehemmt“

Mainz (dpa) - Für den Neu-Leverkusener André Schürrle war es eine traurige Rückkehr.

„Der Trost der alten Kameraden schmerzt schon. Ich habe mich schon mental gehemmt gefühlt, so hat es noch nie vor einem Spiel gekribbelt“, sagte der 20 Jahre alte Nationalspieler nach der bitteren 0:2-Pleite bei seinem früheren Club Mainz 05. Vor der Saison war Schürrle für acht Millionen Euro zu Bayer Leverkusen gewechselt, doch nach dem Pokal-Aus in Dresden und dem verpatzten Saisonauftakt in der Fußball-Bundesliga steckt er mit seinem neuen Arbeitgeber erst einmal im Stimmungstief.

„Ich hatte mir vorgenommen, keine Kunststücke zu zeigen, sondern normal zu spielen. Das ist mir nicht gelungen“, sagte Schürrle, den sein Trainer Robin Dutt aber noch zu den Besseren in einer schwachen Bayer-Elf zählte. Nach dem 3:4 im DFB-Pokal bei Dynamo Dresden musste die Werkself nach den Treffern von Sami Allagui (32. Minute) und dem Eigentor von Ömer Toprak (86.) die zweite bittere Pille schlucken. „Uns hat die Aggressivität von Beginn an gefehlt. Mainz hat uns zu Fehlern gezwungen. Wir waren ein leichtes Opfer“, sagte Kapitän Simon Rolfes, der seine Auswechslung nicht verstand. „Da müssen Sie den Trainer fragen.“ Michael Ballack schmorte 90 Minuten auf der Bank und muss weiter auf sein 250. Bundesligaspiel warten.

Taktisch haben das Bayer-Team und Dutt als neuer Trainer noch nicht zusammen gefunden. Von Ordnung war beim Vizemeister vor allem in der zweiten Halbzeit nichts zu sehen. Zudem hat Dutt nun mehrere Baustellen zu bearbeiten: das Überangebot im Mittelfeld mit Ballack als prominentestem Bankdrücker der Liga, der Unzufriedenheit seines Kapitäns und der Unsicherheit auf der Torhüterposition.

Torwart Fabian Giefer konnte sich an das Ergebnis nicht erinnern. Er war kurz vor Schluss mit Maxim Choupo-Moting zusammengeprallt und musste mit Verdacht auf eine Gehirnerschütterung nach der Partie in die Mainzer Uni-Klinik gefahren werden. Das lange Fehlen von Stammtorhüter René Adler sowie die nicht überzeugenden Vorstellungen von David Yelldell im Pokal und Giefer gegen Mainz könnte Bayer zu Aktivitäten auf dem Transfermarkt verleiten. „Wir überlegen und beobachten den Markt“, sagte Sportdirektor Rudi Völler. Giefer hatte sich vor dem 0:1 durch Allagui einen bösen Patzer erlaubt und über den Ball getreten.

Die Mainzer dagegen machten deutlich, dass die dürftigen Leistungen auf internationaler Bühne und im DFB-Pokal nicht das wahre Vermögen darstellen. „Für mich haben die Mainzer eine sensationelle mentale Leistung gebracht“, lobte Robin Dutt die Rheinhessen. „Wir haben akzeptiert, dass bittere Niederlagen zum Leistungssport gehören. Die Mannschaft hat das toll umgesetzt“, meinte sein Kollege Thomas Tuchel. Allagui strahlte über das „geile Gefühl, den ersten Pflichtspieltreffer im neuen Stadion erzielt zu haben“.

„Solch eine Auftaktleistung ist extrem geil. Die Reaktion spricht für den Charakter der Mannschaft. Das war tierisch stark“, schloss sich Andreas Invanschitz an. „Dank des Publikums haben wir die letzten Kraftreserven mobilisiert“, lobte Tuchel die Unterstützung von den 32 443 Zuschauern in der neuen Coface Arena.