Ter Stegen hält den Sieg fest

Borussias Torhüter ist der ruhende Pol in einer kompakten Defensive.

München. Als Schiedsrichter Babak Rafati mit seinem Schlusspfiff das Auftakt-Wunder besiegelt hatte, brachen bei den 10 000 mitgereisten Borussen-Fans alle Dämme. „Oh, wie ist das schön“, schallte es lautstark durch die mit 69 000 Zuschauern ausverkaufte Allianz-Arena, derweil tanzten die VfL-Profis ausgelassen auf dem Rasen, fielen sich überglücklich in die Arme. Jubelrausch, Gänsehaut, ungläubiges Kopfschütteln.

Mit einem 1:0 (0:0)-Triumph hatten die Gladbacher gleich zum Saisonstart dem FC Bayern München, Rekordmeister und Top-Favorit auf die Meisterschale, ein Bein gestellt und in einer Art Schockstarre versetzt. Aus Borussen-Sicht ein historisches Ereignis. Erst einmal in zuvor 43 Anläufen hatte die Elf vom Niederrhein bei den Bayern gewinnen können.

Am 14. Oktober 1995 feierten Effenberg & Co. ein 2:1, damals noch im Olympiastadion. Am Sonntag nun, 5776 Tage später, war es Igor de Camargo, der mit seinem Kopfball-Treffer in der 62. Minute dem VfL einen Traum-Einstand gegen das Münchner Star-Ensemble bescherte. „Das war super, einfach toll, kaum zu beschreiben. Ich freue mich unheimlich für die Mannschaft und den ganzen Klub. Wahnsinn was unserer Fans hier abgezogen haben“, sagte der Stürmer wenige Minuten nach dem Abpfiff. Bereits in den Relegationsspielen im Mai gegen Bochum war de Camargo zum Borussen-Helden avanciert. In der Allianz-Arena machte der Brasilianer mit belgischem Pass so weiter, wie er in der Schlussphase der letzten Zittersaison aufgehört hatte: Als gewiefter Vollstrecker. „Ich hatte irgendwie geahnt, dass da was geht“, schilderte Igor die Szene, die zum Sieg geführt hatte. „Die Kommunikation zwischen Neuer und Boateng stimmte nicht, ich wollte unbedingt diesen Ball bekommen und habe ihn dann ins Tor geköpft“, so de Camargo, ehe sich der Borussen-Tross zum Münchner Flughafen aufmachte. „Wenn ich zu Hause bin werde ich noch meinem Sohn Enzo erzählen, was hier passiert ist“, lachte Igor.

Auch Abwehrchef Dante, der zusammen mit Roel Brouwers im Abwehrzentrum die Null halten konnte, war überglücklich: „Ja, ich weiß, was dieser Sieg bedeutet, vor allem für unsere Fans und den Klub.“ „Aber“, so der Brasilianer auch ein wenig nüchtern, „wir sollten nicht vergessen, dass es nur drei Punkte sind.“ VfL-Keeper Marc-André ter Stegen, der die Bayern mit mehreren Glanzparaden zur Verzweiflung gebracht hatte, meinte: „Wir bleiben auf dem Teppich, es gibt keinen Grund, abzuheben.“