Millionen-Mann Mchitarjan: Dortmunds teure neue „Waffe“

Frankfurt/Main (dpa) - Den Abend seiner beiden ersten Bundesliga-Tore hatte sich Henrich Mchitarjan eigentlich etwas feierlicher vorgestellt.

Nach dem 2:1-Sieg bei Eintracht Frankfurt hetzte der neue Spielmacher von Borussia Dortmund geradezu durch die Innenräume des Stadions: Er gab drei kurze Fernseh-Interviews, sprang noch schnell unter die Dusche und wollte unbedingt ein Taxi erreichen, das schon in der Tiefgarage wartete und ihn zum Flughafen bringen sollte.

Doch irgendwann war klar: Der 24-Jährige wird seinen Flieger Richtung Armenien nicht mehr erreichen können. Mchitarjan reiste erst am Montag zu seiner Nationalmannschaft - und er bekam in dieser Hektik auch nicht mehr mit, was sein neuer Trainer alles an Lob über ihm ausschüttete nach Mchitarjans bislang spektakulärstem Auftritt für den BVB.

„Er ist vor dem Tor eine Waffe“, sagte Jürgen Klopp zunächst vor den TV-Kameras von „Sky“. Später in der Pressekonferenz wurde es dann richtig schwärmerisch: „Micki ist ein kompletter Mittelfeld-Spieler. Er hat Tempo, ist ballsicher, hat ein überragendes Auge für Spielsituationen und einen tollen Abschluss. Wie die Jungs halt kicken, die so teuer sind“, meinte Klopp.

Von Mchitarjan weiß man noch immer nicht so genau, ob er nun 25, 26 oder vielleicht 28 Millionen Euro gekostet hat. Die meisten Fans oder auch Gegenspieler sind sich nicht einmal sicher, wie sie seinen Namen aussprechen sollen. Am Sonntag wurde aber zum ersten Mal richtig klar, warum die Borussia so viel Geld und Verhandlungszeit in diesen Neuzugang von Schachtjor Donezk investiert hat.

Bei seinem ersten Treffer (10.) verwertete er eine Vorlage von Jakub Blaszczykowski mit nur einem Ballkontakt. Beim entscheidenden 2:1 (56.) drehte er sich mit dem Ball am Fuß zunächst um die eigene Achse, lief dann dem Frankfurter Johannes Flum davon und schoss aus hohem Tempo heraus auch noch technisch höchst anspruchsvoll aufs Tor. „Das hat er klasse gemacht“, sagte sogar Eintracht-Coach Armin Veh.

Mchitarjan selbst gab sich in seinen kurzen Interviews ganz bescheiden. „Das sind doch nicht nur meine Tore, sondern die Tore der ganzen Mannschaft“, meinte er. „Mir ist es wichtiger, dass wir gewinnen, und nicht, dass ich persönlich treffe.“

Bemerkenswert war aber nicht etwa, was der Armenier sagte, sondern wie er das tat. Mchitarjan spricht Armenisch, Russisch, Englisch, Portugiesisch und vor allem Französisch, seine Interviews in Deutschland gibt er meist in letztgenannter Sprache.

Während er nun erzählte, wie wohl er sich in Dortmund fühle und dass man sich jetzt von der Tabellenführung und vier Siegen in vier Spielen auf keinen Fall blenden lassen dürfe, standen auf einmal die beiden Trainer-Veteranen Eckhard Krautzun und Dragoslav Stepanovic im Medienbereich herum. Der Serbo-Hesse Stepanovic war in seiner Karriere schon in Griechenland, Spanien und China aktiv, der Weltenbummler Krautzun hat es sogar zum Nationalcoach von Kenia oder den Philippinen gebracht. Einen Armenier, der in perfektem Französisch über seine ersten Bundesliga-Tore spricht, haben aber selbst die beiden noch nicht erlebt.

Was ihnen allerdings ebenfalls aufgefallen sein dürfte: Zwischen der Dortmunder Hochgeschwindigkeits-Offensive und der manchmal etwas schläfrig wirkenden Abwehr besteht noch ein Leistungsgefälle. Neun teilweise glasklare Chancen gestattete der BVB der ersatzgeschwächten Eintracht. „Meine Mannschaft hat heute wirklich nicht die Sterne vom Himmel gespielt“, meinte auch Klopp.

Vor der Partie hatte Frankfurts Sportchef Bruno Hübner noch gesagt: „Dortmund ist im Moment besser als Bayern.“ Nach dem Spiel hörte sich das bei Veh dann so an: „Dortmund ist eine Mannschaft, die deutscher Meister werden kann.“ Favorit sei sie aber nicht.