„Mull“ geht von Bord - Star-Patienten von Bolt bis Becker
München (dpa) - Wenn Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt mit wehendem Haar zu einem verletzten Bayern-Star sprintete, sah man der Club-Ikone das Alter von 72 Jahren keineswegs an.
Die Ära von Deutschlands bekanntestem Sportarzt ist nun beim deutschen Fußball-Rekordmeister vorbei. Fast 40 Jahre arbeitete Müller-Wohlfahrt für den FC Bayern, der in seiner Praxis im Herzen München reichlich Prominenz empfängt.
Neben allerhand Fußball-Stars vertraut auch Sprint-König Usain Bolt auf die Künste des Pastorensohnes, der am 12. August 1942 im ostfriesischen Leerhafe zur Welt kam. Er selbst hat zwei Kinder. Sein Sohn Kilian war selbst bis Donnerstagabend Arzt beim FC Bayern, seine Tochter Maren war einst die Lebensgefährtin von Lothar Matthäus.
Im Mai 2008 eröffnet er eine neue 1600 Quadratmeter große Praxis in München, wo sich Spitzensportler aus der ganzen Welt behandeln lassen. Bolt schrieb ihm sogar einen Anteil an seinen Glanzleistungen zu - „Doktor Müller-Wohlfahrt ist ein großer Mann“. Schon in der alten Praxis am Marienplatz kamen die Tennis-Stars Boris Becker und Ivan Lendl, die Sprinter Merlene Ottey und Linford Christie, Skiflieger Sven Hannawald, Katharina Witt oder Franziska van Almsick zu ihm.
Nach der Promotion 1971 arbeitete „Mull“ zwei Jahre bei den Profis von Hertha BSC in Berlin, danach ging es weiter nach München. Seit 1995 ist er auch Arzt der Nationalmannschaft, bei der Bundestrainer Joachim Löw immer wieder die Verdienste lobt.
Nicht nur Löw oder Bayern-Coach Jupp Heynckes, seit Jahrzehnten schwören Fußballlehrer auf Müller-Wohlfahrt. „Er ist ein Phänomen als Arzt und als Mensch. Er ist Tag und Nacht für uns da. Er übt seinen Beruf mit einer Leidenschaft aus, das ist keine Arbeit für ihn“, sagte der Tripletrainer Heynckes einmal über den Arzt, der bei Bayern-Spielen zum festen Inventar auf der Bank gehörte. Das ist jetzt (erst einmal) vorbei.