Nach 50er Party: Rauball soll Bundesliga-Chef bleiben

Berlin (dpa) - Erst das Vergnügen, dann die Arbeit: Am Morgen nach der launigen Party zum 50. Bundesliga-Geburtstag muss Ligaverbandspräsident Reinhard Rauball keine unliebsame Überraschung fürchten.

Wenn sich die Club-Bosse der 36 Profivereine am Mittwoch in einem Berliner Nobelhotel unweit vom Bahnhof Zoo zu ihrer Generalversammlung treffen, ist der wichtigste Tagesordnungspunkt quasi eine Formalie. Die Wiederwahl Rauballs als Chef des deutschen Spitzenfußballs für weitere drei Jahre und damit auch als Aufsichtsratschef der Deutschen Fußball Liga (DFL) gelten als absolut sicher.

Mit größtmöglichem Vergnügen konnte Rauball die Feier mit der versammelten deutschen Fußball-Prominenz zum runden Jubiläum in einer nicht weniger schicken Berliner Herberge im Osten der Stadt genießen. Allein ein Auszug aus der Gästeliste belegte die Attraktivität der Geburtstagsparty und die Anziehungskraft der Bundesliga: Franz Beckenbauer, Uli Hoeneß, Joachim Löw, Oliver Bierhoff, Paul Breitner, Rudi Völler, Hans-Joachim Watzke, Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit und natürlich die mit dem Bundesliga Ehrenpreis ausgezeichneten Jupp Heynckes, Udo Lattek und Karl-Heinz Körbel. Alle waren sie gekommen.

Unter einer riesigen Meisterschale als Deckenschmuck feierte das Who-is-Who des deutschen Fußballs die Erfolgsgeschichte. Launig berichteten Rauball und DFB-Chef Wolfgang Niersbach von den Anfangstagen vor 50 Jahren. „Früher konnte man ein trockenes Stück Kuchen und einen Kaffee bekommen. Heute können 5000 Leute gleichzeitig ein Pfeffersteak essen“, sagte Niersbach. Als Gastredner mahnte der Theologe Wolfgang Huber aber auch die Konzentration auf soziale Werte an. „Mein Wunsch für die nächsten 50 Jahre: Noch deutlicher nicht nur das Spiegelbild, sondern auch Vorbild für unsere Gesellschaft sein. Herzlichen Glückwunsch, Bundesliga“, sagte Huber.

Grund zu feiern hat der deutsche Profifußball im Jahr des Bundesliga-Champions-League-Finales zwischen Bayern München und Borussia Dortmund genug. DFL-Geschäftsführer Christian Seifert blickt aber nach vorn. „Die Bundesliga ist vor ihrer 51. Saison in einem sehr guten Zustand. Es wird darum gehen, dass die Gremien der DFL, die am Mittwoch gewählt werden, die anstehenden Aufgaben bewältigen, damit das auch beim 60. Geburtstag noch der Fall ist“, sagte Seifert.

Personell wird sich nicht viel ändern. Rauballs Assistenten sollen Peter Peters (Schalke 04) und Harald Strutz (FSV Mainz 05) bleiben. Entscheiden müssen sich die Delegierten allerdings bei der Wahl der Vorstandsmitglieder. Heribert Bruchhagen (Eintracht Frankfurt), Klaus Filbry (Werder Bremen) und Karl Hopfner (Bayern München) wetteifern um zwei Plätze für die Erstligisten. Helmut Hack (SpVgg Greuther Fürth), Hermann Richter (Arminia Bielefeld) und Ansgar Schwenken (VfL Bochum) konkurrieren um die Posten der Zweitliga-Vertreter.

Borussia Dortmunds Präsident Rauball ist seit 2007 im DFL-Amt und hat sich durch Integrität und Kompetenz einen hervorragenden Ruf verschafft. Ernsthafte Gedanken über einen möglichen Gegenkandidaten gab es nicht. Sein wichtigster hauptamtlicher Angestellter bei der DFL, Geschäftsführer Seifert, bastelt derweil an der stetigen Verbesserung der Wirtschaftslage der Bundesligisten. Sein derzeitiges Topthema: Auslandsvermarktung.

„Unsere Auslandsrechte sind definitiv eines der größten Wachstumsfelder“, sagte er in einem Interview der Zeitung „Die Welt“ (Dienstag). „Wir streben definitiv den Korridor von 100 bis 150 Millionen Euro jährlich an“, sprach Seifert von einer möglichen Verdoppelung der Erlöse.

Allerdings präsentieren sich die Clubs nach Meinung des 44-Jährigen zu wenig in den entscheidenden Märkten. „Zur Wahrheit gehört aber auch ein bisschen, dass zwölf deutsche Clubs ihre Sommertrainingslager in Österreich abhalten. Kein einziger Verein mit Ausnahme des FC Bayern in manchen Jahren unternimmt dagegen auch nur im Ansatz die Anstrengungen englischer oder spanischer Clubs, um sich in Asien, der USA oder anderswo bekannter zu machen“, sagte Seifert. Die derzeitigen Auslandsverträge laufen bis 2015. Innerhalb des nächsten Jahres will Seifert neue Kontrakte abschließen.

Keine Option zur Einnahmensteigerung sind für den DFL-Spitzenmann externe und undurchsichtige Finanzspritzen für die Vereine, wie es bei Manchester City oder Paris St. Germain praktiziert wird. „Wenn ich dopen muss, um Platz eins zu kriegen, dann ist mir der zweite lieber“, sagte Seifert. Auch ein Titelsponsor für die deutsche Eliteklasse sei kein Thema. „Den Namen Bundesliga zu ändern, um 20 bis 30 Millionen Euro mehr zu generieren, ist angesichts des Gesamterlöses von 2,5 Milliarden Euro schlicht und ergreifend nicht sinnvoll“, sagte Seifert.

Grundsätzlich müsse die Bundesliga ökonomisch wachsen. „Wenn wir weiter zu den besten drei Ligen gehören, einige der weltbesten Spieler und Teams in der Bundesliga sehen wollen, werden wir das 2023 nicht mit zwei Milliarden Euro Umsatz schaffen. Da brauchen wir mehr“, sagte Seifert.