Nach Arsenal-Wechsel: Endlich Klarheit um Podolski

Köln (dpa) - Lukas Podolski nahm seinen letzten „Tag der Arbeit“ am Geißbockheim überaus ernst. Punkt 9.59 Uhr, eine Minute zu früh, trabte der Fußball-Nationalspieler im Pulk seiner Kollegen auf das Trainingsgelände, ein Lächeln im Gesicht.

20 Stunden nach der Bekanntgabe seines längst erwarteten Wechsels von seiner „großen Liebe“ 1. FC Köln zum englischen Premier-League-Verein FC Arsenal herrschte Alltag bei Podolski. Mit einem letzten persönlichen Kraftakt will er alles dafür tun, dass er nicht als Absteiger reif für die Insel ist.

Kölns Interimstrainer Frank Schaefer erkennt im Vollzug des Transfergeschäfts einen Vorteil: „Klarheit setzt viele Kräfte frei. Lukas wirkt befreit, diesen Eindruck habe ich definitiv“, sagte Schaefer nach dem Training. Der Transfer Podolskis sei auch in der Mannschaft Thema gewesen. „Aber das Hauptthema ist das Spiel am Samstag gegen Bayern München“, erläuterte Schaefer.

Köln liegt vor dem Bundesliga-Finale am Samstag auf dem Relegationsplatz und hat bei 30 Zählern zwei Punkte Vorsprung auf Hertha BSC. Die schwierige Situation müsse „uns allen bewusst sein und ist es auch“, sagte Schaefer. Der Abstand auf Hertha und der Heimvorteil gegen die „vielleicht beste Mannschaft Europas“, wie Schaefer den Champions-League-Finalisten aus München bezeichnete, sprächen möglicherweise für sein Team. „Aber erstmal müssen wir uns für die Relegationsspiele auch qualifizieren“, nannte Schaefer das Ziel vor dem „Endspieltag“ gegen die Bayern.

Podolski musste nach der Trainingseinheit noch Autogrammwünsche für die etwa 300 Zuschauer erfüllen - pro- oder contra-Bekundungen gab es nicht. Auch weitere öffentliche Äußerungen des Fan-Lieblings blieben aus, nachdem er noch am Montag eines hatte wissen lassen: „Ich werde den FC immer in meinem Herzen tragen.“ Er habe sich nicht gegen den FC, „sondern für diese tolle Chance in meiner sportlichen Laufbahn entschieden“.

Mit Köln drinbleiben und von der neuen Saison an für Arsène Wengers Star-Ensemble, zu dem auch Podolskis DFB-Kollege Per Mertesacker gehört, auf Torejagd gehen: Das treibt Podolski an. Schaefer gönnt es seinem Führungsspieler: „Bei ihm ist es eine Entscheidung für den nächsten Schritt.“

Und der ist logisch. Denn Podolski, der mit seiner bulligen Spielweise perfekt zum englischen Fußball passt, geht zu einem „der führenden Clubs in Europa mit einer großen Geschichte. Arsenal hat viele Spieler mit Top-Qualität, und der Fußball, den sie spielen, ist fantastisch“, zitierte ihn sein künftiger Arbeitgeber. Podolski: „Ich bin stolz, Arsenal-Spieler zu werden, freue mich schon jetzt auf mein erstes Heimspiel und werde mein Bestes für die Arsenal-Fans geben.“

Wenger betrachtet den Neuzugang aus Deutschland „als bedeutenden Teil unserer Zukunft“. Podolski sei „Extraklasse“, die sich die „Gunners“ etwas kosten lassen. Laut „Sun“ muss Arsenal knapp zwölf Millionen Euro für die „goldene Kanone“ an Köln überweisen. Podolski bekommt einen Vierjahresvertrag und wird nach Einschätzung der Zeitung „Independent“ für Torjäger Robin van Persie „ein sehr effektiver Partner“ sein.

Bundesliga-Premierenmeister Köln lässt seinen Star aus sportlichen Gründen höchst ungern ziehen, das Geld kann der klamme Verein aber gut gebrauchen. „Wir werden die Chance nutzen, den Transfererlös in die Qualität der Profi-Mannschaft und in die Nachwuchsförderung zu investieren“, kündigte Claus Horstmann als Vorsitzender der FC-Geschäftsführung an.

Mit zehn Jahren kam Podolski zum FC, für den er bislang 180 Pflichtspiele (86 Tore) bestritt. Mit 18 debütierte er in der Bundesliga, wurde Leistungsträger. Als er 2009 nach seinem Dreijahres-Intermezzo bei den Bayern wieder auf der Kölner Fußball-Bühne präsent war, strömten mehr als 20 000 Fans zum Trainingsauftakt. Der FC jedoch konnte nie das halten, was er Podolski in die Hand versprochen hatte: ein Team zu bilden, das nicht gegen den Abstieg spielt oder sich im Mittelfeld tummelt.