Nach Skandalspiel: DFB und DFL kündigen „neue Wege“ an
Frankfurt/Main (dpa) - Nach dem Skandalspiel von Düsseldorf haben der Deutsche Fußball-Bund und der Ligaverband eine neue Strategie im Kampf gegen Gewalt angekündigt.
„Grundsätzlich ist nach den Übergriffen dieser Saison ein Punkt erreicht, an dem neue Wege gegen Gewalt im Umfeld von Fußballspielen gegangen werden müssen“, heißt es in einer von DFB-Präsident Wolfgang Niersbach und Ligapräsident Reinhard Rauball unterschriebenen Erklärung.
Noch vor der neuen Saison in der 1., 2. und 3. Liga soll nun bei einer Zusammenkunft aller Präsidenten ein Verhaltenskodex entwickelt werden, der den Umgang zwischen Vereinen und Fans beschreibt. Außerdem sollen im Zusammenspiel mit Polizei und Justiz effektivere Vorgehensweisen gegen Gewalttäter auf den Weg gebracht und abgestimmt werden, heißt es.
„Die jüngsten Ausschreitungen zum Saisonende machen einmal mehr auf traurige Weise deutlich, dass die bisherigen Konzepte und Maßnahmen allein nicht mehr ausreichen“, räumten die Verantwortlichen von DFB und Ligaverband ein. Mit Bestürzung und Sorge habe man die Vorkommnisse beim Relegationsspiel zwischen Fortuna Düsseldorf und Hertha BSC Berlin (2:2) zur Kenntnis genommen.
Beim Aufstieg der Düsseldorfer endete die Partie in einem Skandal, nachdem Tausende Fortuna-Fans das Spielfeld etwa 90 Sekunden vor Schluss gestürmt hatten. Erst nach 20 Minuten Unterbrechung setzte Schiedsrichter Wolfgang Stark die Begegnung fort.
DFB und Ligaverband seien sich darüber einig, dass solche „unverantwortlichen und die Gesundheit der vielen friedlichen Fans gefährdenden Szenen“ in einem Fußballstadion nicht tolerierbar seien und konsequent geahndet werden müssen. Die Sportgerichtsbarkeit des DFB sei auch in diesem Fall dafür zuständig, das angemessene Strafmaß zu finden. Der Kontrollausschuss hat die Ermittlungen aufgenommen. Künftig soll Zusammenspiel mit Polizei und Justiz eine effektivere Vorgehensweise gegen Gewalttäter auf den Weg gebracht werden.
Der neue DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock hatte bereits vor den Ausschreitungen in Düsseldorf ein Spitzengespräch mit der DFL über die zunehmende Gewaltproblematik angekündigt. Der 55-Jährige hatte aber in der Tageszeitung „Die Welt“ betont: „Niemand von uns hat Patentrezepte in der Tasche.“
Die Vereine hätten als Hausherren „harte Sanktionsmöglichkeiten, die manchmal nur zum Teil ausgeschöpft werden“. Bei bekannten Gewalttätern bestehe „die Möglichkeit zu verhindern, dass sie sich an Spieltagen in Bewegung setzen. Über Ansprachen, über Meldeauflagen, über Reiseverbote. Zudem brauchen wir eine stärkere Sensibilisierung der Justiz.“ Sandrock plädierte außerdem für eine länderübergreifende Regelung bei der Strafbemessung.
DFB und Ligaverband verwiesen auch auf die eigens gegründete Task Force Sicherheit mit Vertretern aus Vereinen, Verbänden, Justiz, Polizei und Fanstrukturen. Diese erarbeiten einen Katalog, an welchen Stellen in den Bereichen Prävention und Sanktion angesetzt werden kann. Die Erklärung der beiden Dachverbände am Tag nach dem unrühmlichen letzten Saisonspiel im deutschen Profifußball endet mit dem Satz: „Für Gewalt darf im Fußball kein Platz sein.“