Respekt vor Bayern-Kollegen Nagelsmann fordert FC Bayern: „Wir riskieren was“
Zuzenhausen (dpa) - 1899 Hoffenheim fiebert dem Champions-League-Schnupperkurs gegen den FC Bayern entgegen. Der zuhause noch ungeschlagene Tabellendritte kann im Bundesliga-Topspiel gegen den Spitzenreiter aus München schon mal den Ernstfall auf internationaler Bühne simulieren.
Erfolgscoach Julian Nagelsmann gibt die mutige Marschrichtung für Dienstag vor - zumal dem 29-Jährigen Angsthasen-Fußball ohnehin fremd ist: „Wir riskieren was, wir sind mutig. In Bayern sagt man: Scheiß da nix, dann feid da nix.“ So erklärte Nagelsmann am Montag die Philosophie seiner Trainergeneration und lieferte grinsend gleich die hochdeutsche Fassung dazu: „Scheiß dir nix, dann fehlt dir nix. Ich kann's später auch in Lautschrift aufschreiben.“
Zwar haben die Kraichgauer in den bisherigen 17 Erstliga-Partien gegen den Rekordmeister noch nie gewonnen, in München erkämpften sie im Hinspiel allerdings ein 1:1. Und: Die TSG ist in dieser Saison in der Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena noch ungeschlagen. „Wir haben einen ähnlichen Ansatz wie im Hinspiel. Wenn du Bayern den Ball gibst, dann wird es extrem schwer“, sagte Nagelsmann. „Wenn du ihn selbst hast, kann der Gegner schon mal kein Tor machen.“
Voller Respekt sprach Nagelsmann von seinem Bayern-Kollegen. „Die Trainer-Generation von Carlo Ancelotti ist natürlich das Maß aller Dinge, was Erfahrung angeht.“ Der 57-Jährige wiederum erklärte in München: „Der Trainerjob ist beim FC Bayern der gleiche wie in Hoffenheim. Zwei Dinge muss ein Trainer meiner Ansicht nach mitbringen: Er sollte sich in seinem Job auskennen sowie Geduld und Leidenschaft haben.“
Nagelsmann war als Kind sogar Bayern-Anhänger. „Glühender“, würde er heute nicht mehr unterschreiben - „aber Bayern-Fan!“ Seine Vorbilder seien Alain Sutter („Ich glaube wegen der Frisur“) und Mehmet Scholl („Ich hatte auch ein Trikot von ihm“) gewesen. Den Münchnern würde er vor allem bei internationalen Spielen die Daumen drücken. „Ich freue mich, wenn die Meister werden. Aber ich weine jetzt auch nicht, wenn sie mal ein Spiel verlieren.“
In dieser Spielzeit sieht man ohnehin fast nur einen lachenden Nagelsmann. Der Club hat unter ihm einen Riesensprung gemacht und plant inzwischen für seine erste Teilnahme am internationalen Geschäft. In Hoffenheim herrscht derzeit eine ähnliche Euphorie wie damals im Aufstiegsjahr: 2008 verlor die TSG unter Ralf Rangnick in München erst durch ein Last-Minute-Tor von Luca Toni, wurde später aber dennoch Herbstmeister. „Wir haben zuhause gegen sie meistens ganz gut ausgesehen“, sagte Innenverteidiger Niklas Süle, der wie TSG-Kapitän Sebastian Rudy im Sommer nach München abwandert. „Julian wird uns wieder einen Superplan an die Hand geben, so dass wir top vorbereitet sind.“
Während Nagelsmann seinen kompletten Kader zur Verfügung hat, muss der weit enteilte Tabellenführer neben Torwart Manuel Neuer auch ohne die beiden Offensivspieler Thomas Müller (Knöchelblessur) und Thiago (bekommt von Ancelotti eine Pause) auskommen. Eine gute Woche vor dem Viertelfinal-Hinspiel in der Champions League gegen Real Madrid ist Ancelotti bemüht, Sorgen um Müller und Neuer zu zerstreuen.
Der Nationaltorhüter liege bei der Genesung nach einem operativen Eingriff am Fuß „im Plan“ und könne mit individuellem Training beginnen. Er sei „hundertprozentig überzeugt“, dass Neuer gegen Real auf dem Platz stehen werde, verkündete Ancelotti. Gegen Hoffenheim wird wieder Sven Ulreich das Bayern-Tor hüten. Ancelotti erwartet ein intensives und schwieriges Spiel: „Hoffenheim ist gefährlich für uns.“