„Freue mich riesig“ Neuanfang für Großkreutz in Darmstadt
Darmstadt (dpa) - Weltmeister und Fußball-Flegel Kevin Großkreutz erhält beim Bundesliga-Schlusslicht SV Darmstadt 98 eine weitere Chance.
Gut einen Monat nach seinem schlagzeilenträchtigen Abgang beim VfB Stuttgart unterschrieb der 28-Jährige einen Zweijahresvertrag bei den „Lilien“ und darf nächste Saison wohl wieder in der 2. Liga spielen.
„Seine Karriere war bisher tadellos. Ob in Dortmund oder Stuttgart: In der Kabine und bei den Fans war er immer der absolute Liebling“, erklärte Clubpräsident Rüdiger Fritsch vor Journalisten am Böllenfalltor und rechtfertigte den überraschenden Transfer: „Uns interessiert nur das Sportliche.“
Großkreutz hält sich derzeit bei der zweiten Mannschaft von Borussia Dortmund fit und ist vom 1. Juli an in Darmstadt in der Pflicht. Dort kann sich der sechsmalige Nationalspieler noch einmal im deutschen Profifußball beweisen. Großkreutz ließ über den Verein mitteilen: „Ich freue mich riesig auf Darmstadt 98. Torsten Frings hat sich sehr um mich bemüht und zusammen mit den Verantwortlichen davon überzeugt, dass es der richtige Schritt für mich ist.“
Dabei hatte der Abwehr- und Mittelfeldspieler nach seiner Trennung vom Zweitligisten Stuttgart am 3. März angekündigt, sich vorerst aus dem Profifußball zurückziehen zu wollen. Der Vertrag mit dem VfB war aufgelöst worden. Damit reagierten die Schwaben auf einen folgenschweren nächtlichen Ausflug von Großkreutz mit Jugendlichen des VfB: Bei einem Angriff einer anderen Gruppe wurde der Profi verletzt und musste im Krankenhaus behandelt werden. Zwei Tatverdächtige im Fall der Prügelattacke befinden sich inzwischen in Untersuchungshaft. „Wir geben ihm die Chance, er kann bei uns bei Null anfangen. Wir werden über diese Dinge nicht mehr mit ihm reden“, sagte Fritsch.
Sportlich war es für Joachim Löws WM-Reservisten seit dem Triumph 2014 in Brasilien allerdings auch bergab gegangen. Nach dem Weggang von seinem Herzensverein Borussia Dortmund 2015 zu Galatasaray Istanbul durfte er wegen eines Formfehlers beim Wechsel ein halbes Jahr lang in der Türkei nicht spielen. Er kehrte dann - von Heimweh geplagt - nach Deutschland zurück. Mit seinem nächsten Club VfB Stuttgart (von Januar 2016 an) stieg Großkreutz aus der Bundesliga ab - und leistete sich dann einen handfesten Skandal.
„Ich möchte nicht einfach so abhauen. Ich habe einen Fehler gemacht, der mir sehr leid tut“, hatte Großkreutz bei einer Pressekonferenz des VfB gesagt und dabei geweint. Schon früher haben ihm private Vorfälle zu schaffen gemacht. Zum Beispiel der angebliche Dönerwurf 2014 in der Kölner Innenstadt oder die Pinkelaffäre wenig später, als er im Anschluss an das gegen Bayern München verlorene DFB-Pokalfinale in der Lobby eines Berliner Hotels volltrunken uriniert haben soll. Zu seiner Glanzzeit bei Borussia Dortmund wurden ihm die Eskapaden weitgehend verziehen, schließlich galt er in Dortmund unter Trainer Jürgen Klopp als eine der Identifikationsfiguren des BVB schlechthin.
„Ich bin überglücklich und unheimlich stolz, dass es uns gelungen ist, einen Spieler wie Kevin Großkreutz nach Darmstadt zu holen und ihn von unserem Weg zu überzeugen“, sagte ungeachtet der Vorgeschichte Darmstadts Trainer Frings. „Kevin verfügt über eine unfassbare Erfahrung, ist Weltmeister, hat auf absolutem Top-Niveau gespielt - und ich habe in den Gesprächen gespürt, wie heiß er auf diese neue Herausforderung ist.“
Großkreutz kann auf 186 Bundesliga-Begegnungen und 49 Zweitliga-Partien verweisen. Mit Dortmund gewann er jeweils zweimal die deutsche Meisterschaft und den DFB-Pokal. „Wie bei all meinen vorherigen Clubs werde ich alles dafür tun, dass wir gemeinsam Erfolg haben werden“, kündigte er an.