Neuer Chef Holtby übernimmt Verantwortung beim HSV
Hamburg (dpa) - „Lewis hier“, „Lewis zu mir“: Absoluter Mittelpunkt schon im ersten Training beim Hamburger SV ist der quirlige Ballkünstler Lewis Holtby. Er gibt kaum einen Zweikampf verloren, wird von den Mitspielern gesucht und lenkt von der Sechserposition das Aufbauspiel.
„Ich habe einfach richtig Bock auf diese Aufgabe“, sagt der England-Rückkehrer mit einem strahlenden Lächeln. Für den 23-Jährigen ist der HSV die siebte Station als Fußball-Profi, wieder ist er nur ausgeliehen von Tottenham Hotspur, wie zuvor an Fulham. Die Kaufoption soll im nächsten Jahr zwischen sechs und sieben Millionen Euro liegen. Doch geht es nach dem Vorstandsvorsitzenden Dietmar Beiersdorfer, soll der Ex-Schalker ein Baustein der neuen Mannschaft werden: „Wir haben langfristige Pläne mit Lewis.“
Wieviel genau der HSV in diesem Jahr von dem Fünf-Millionen-Gehalt zahlt, ist nicht bekannt. Einen Teil übernimmt weiterhin Tottenham, zudem soll Holtby auch auf Geld verzichten. Er will einfach wieder spielen, statt auf der Bank zu sitzen. Bis zuletzt musste er zittern, dann war das Geschäft perfekt: Am Sonntag saß er noch in England auf der Bank, dann ging es in den Flieger. Am Dienstag reiste seine Freundin mit den Koffern nach.
Weder über die Vergangenheit noch über die Zukunft macht er sich große Gedanken, sagt er. Die eineinhalb Jahre in England waren für den Deutsch-Engländer auch kein Karriere-Knick: „Ich bin dankbar, dass ich die Chance bekommen habe, meinen Traum zu erfüllen. Es ist nicht wichtig, welche Fakten in der Vita stehen, sondern dass man Spaß hat.“ Auch das Thema Nationalmannschaft ist für den dreimaligen Auswahlspieler nicht dringend, das komme bei guter Leistung ganz automatisch wieder hoch.
Beim HSV trifft er viele bekannte Gesichter wieder, fühlt sich gleich gut aufgenommen: „Ich kenne Lasogga, Arslan und Beister von der U21, Adler und Westermann aus der Nationalmannschaft.“ Holtby wirkt auf dem Trainingsplatz nicht wie ein Fremdkörper, belebt das Offensivspiel und wird von Coach Mirko Slomka nach der Einheit noch einmal für Absprachen zur Seite genommen. „Lewis kann alle Positionen im Mittelfeld spielen“, sagt Slomka. „Klar kann der Lewis kicken“, meint Marcell Jansen mit einem Grinsen über den neuen Aktivposten mit der Nummer 18.
Vor einigen Wochen suchte Beiersdorfer den Kontakt zu Holtby und erwischte ihn an einem freien Tag: „Ich war Golfspielen und wollte gerade putten - da kam ein Anruf aus Deutschland. Danach konnte ich nicht mehr so gut Golf spielen.“ Beiersdorfer hat ihn überzeugt von dem Projekt HSV mit vielen neuen Spielern. Schon in dieser Transferphase stehen 26 Millionen Euro als Ausgaben zu Buche, fast 23 auf der Einnahmeseite. Bereits im nächsten Auswärtsspiel bei Hannover 96 sollen die Einkäufe um Holtby das 0:3 gegen Paderborn vergessen lassen und das neue Gesicht des HSV zeigen.