Bayern-Torwart Neuer-Ersatz Ulreich „kann nicht alles kopieren“

München (dpa) - Als Stellvertreter des lange verletzten Manuel Neuer kennt Sven Ulreich seine Aufgaben beim FC Bayern München ganz genau.

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„Im Moment will ich mich darauf konzentrieren, Manu so gut es geht zu vertreten, der Mannschaft zu helfen und gute Spiele zu machen, dass wir dann in der Position sind, wenn Manu zurückkommt, hoffentlich weiter in allen Wettbewerben vertreten zu sein“, sagte Neuers Statthalter Ulreich in einem Interview beim FC Bayern.tv.

Nach dem erneuten Mittelfußbruch von Weltklassetorwart und Kapitän Neuer ist Ulreich beim deutschen Fußball-Rekordmeister so wichtig wie nie. Dabei war ein Abschied des 29-Jährigen noch im vergangenen Sommer nicht unwahrscheinlich. Nach zwei Jahren Lehrzeit im Schatten Neuers schloss Ulreich einen Abschied von den Bayern nicht aus.

Eine Bänderverletzung im rechten Ellenbogen verhinderte aber im Saisonfinale, dass sich der Schorndorfer für andere Vereine weiter empfehlen konnte. So blieb Ulreich und hat nun schon seit Mitte September eine Bühne, die sich ihm völlig unverhofft geboten hat. „Ich mache mir wirklich noch keine Gedanken“, sagte er mit Blick auf seinen auslaufenden Kontrakt. „Ich habe noch ein halbes Jahr Vertrag hier. Es werden sicher irgendwann Gespräche stattfinden.“

Debattiert wurde in dieser Saison auch über seine Leistungen. Sowohl aus positiver als auch negativer Perspektive. Beim 2:2 in der Bundesliga gegen den VfL Wolfsburg ließ er einen Fernschuss von Maximilian Arnold durchrutschen, beim desaströsen 0:3 in der Champions League gegen Paris Saint-Germain war er genauso wie seine Teamkollegen weit von der Normalform entfernt.

„Gerade auch als Torwart macht man einfach Fehler. Da muss man darüberstehen, muss aber natürlich auch analysieren und dann schnellstmöglich wieder abhaken“, sagte Ulreich, der vor seinem Wechsel 17 Jahre für den VfB Stuttgart aktiv war. Nach dem gehaltenen Elfmeter beim 5:4 im DFB-Pokal gegen RB Leipzig lobte Neuer die Nummer zwei als „Elfmeterkiller“ und „Titelbringer“. Jupp Heynckes befand nach dem 3:1 im Topspiel gegen Borussia Dortmund vor der Länderspielpause: „Sven Ulreich hat uns im Spiel gehalten.“

Grundsätzliche Zweifel will der 190-malige Bundesligaspieler nicht an sich heranlassen. „Bayern holt keinen Torhüter, der nichts drauf hat oder als Backup für Manu nicht gut genug ist“, betonte Ulreich, dessen Ersatzleute wiederum der reaktivierte Oldie Tom Starke (36) und Youngster Christian Früchtl (17) sind.

Das Schwierigste als Schattenmann sei es insgesamt, „die Spannung von Woche zu Woche zu halten“. Ersatzmann von Neuer zu sein, ist da nochmal ein ganz anderer Schwierigkeitsgrad. „Es gibt nur wenig, was ich besser machen kann als er“, erzählte Ulreich einmal.

Beim 2:1 gegen Celtic Glasgow in der Königsklasse gelang ihm aber etwas, wofür sonst Neuer so gepriesen wird: das Einleiten von Toren. Einen weiten Pass von Ulreich verwertete Kingsley Coman zur Führung, dem Bayern-Keeper wurde eine Vorlage gut geschrieben.

Neuer soll in der Winterpause wieder einsteigen und dann im neuen Jahr sein Comeback geben. Bis dahin kann Ulreich weiter Werbung in eigener Sache betreiben. Die Zusammenarbeit mit dem 31-Jährigen hat ihn weitergebracht.

„Wenn man so einen Weltklassetorhüter jeden Tag im Training vor sich hat, dann schaut man sich einiges ab. Man kann aber nicht alles kopieren, weil es viel Gottesgabe ist, was Manu da geschenkt bekommen hat“, sagte Ulreich. Eine Stärke hätte er von Neuer aber schon gerne. „Manu hat die Gabe, dass er so schnell antizipieren kann, wohin der Ball kommt, bevor der Gegner schießt. Das ist schon enorm.“