„Die Zeit rennt“ Neuer HSV-Sportchef Todt voller Tatendrang

Dubai (dpa) - Jens Todt hat das neue Führungs-Trio beim Hamburger SV komplettiert - und der Sportchef will im Werben um Verstärkungen bloß keine weitere Zeit verlieren.

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„Die Zeit rennt. Es ist anspruchsvoll, die Transferperiode endet am Ende des Monats, aber das gehen wir jetzt mit großer Seriosität und Entschlossenheit an“, bemerkte der braungebrannte Todt bei seiner Vorstellung am Dreikönigstag im Trainingslager des Fußball-Bundesligisten in Dubai. Der zuletzt beim Zweitligisten Karlsruher SC tätige Todt war tags zuvor an seinem 47. Geburtstag direkt aus seinem Thailand-Familienurlaub in die Vereinigten Arabischen Emirate weitergeflogen und sogar noch vor dem Team in Mannschaftshotel Meydan eingetroffen.

Der mit einem Zweijahresvertrag ausgestattete Ex-Nationalspieler freut sich nach eigenem Bekunden auf die Zusammenarbeit mit Trainer Markus Gisdol und dem neuen HSV-Vorstandschef Heribert Bruchhagen. Schon in den Tagen vor seinem offiziellen Antritt habe es „einen permanenten Austausch“ zwischen Todt, Gisdol und Bruchhagen gegeben, hieß es auf der HSV-Homepage. Das war auch nötig, denn im Optimalfall bis Ende des Trainingscamps am 14. Januar sollen noch zwei Defensiv-Neuzugänge zur Mannschaft stoßen.

Zwar holten die Hanseaten als ersten Winterzugang bereits Abwehrchef Mergim Mavraj vom 1. FC Köln, aber dafür verkauften sie Cléber in seine brasilianische Heimat zum FC Santos und stellten am 3. Januar den routinierten Rüpel Emir Spahic frei. Nun musste am Freitag obendrein Gideon Jung das Training verletzt abbrechen.

Als heißer HSV-Kandidat gilt inzwischen Borussia Dortmunds Neven Subotic, und auch seinen früheren Hoffenheimer Vertrauensspieler Eugen Polanski soll Gisdol auf seiner Wunschliste haben. Todt sagte über Wintertransfers: „Sie sind die schwierigsten - alle suchen einen vollintegrierten Spieler, der topfit ist, möglichst Deutsch spricht und jede Partie in der Hinrunde gespielt hat - sprich eine eierlegende Wollmilchsau.“

Clubchef Bruchhagen blieb in Hamburg, wo er sich am Sonntag auf der Ordentlichen Mitgliederversammlung des HSV-Gesamtvereins vorstellen möchte. Er ließ zur Personalie Todt ausrichten: „Ich habe das sichere Gefühl, dass Jens Todt aufgrund seiner Vita sehr gut zu Markus Gisdol und mir passt.“ Der für seinen Spar- und Konsolidierungskurs bekannte Ostwestfale hat es geschafft, dass der HSV für den Nachfolger des im Mai 2016 beurlaubten Peter Knäbel ausnahmsweise mal keine Ablöse bezahlen muss. Mit dem Zweitligisten Karlsruher SC wurde nur ein Ablösespiel (noch ohne Termin) zwischen den Clubs vereinbart. Bei den Badenern war Todt am 24. November freigestellt worden, weil er seinen im Sommer auslaufenden Vertrag nicht vorzeitig verlängern wollte.

Beim HSV nun ist der gebürtige Hamelner ein alter Bekannter: Er war dort von 2008 bis 2009 schon als Leiter der Nachwuchsabteilung tätig. Die Funktion übte er danach auch beim VfL Wolfsburg aus, ehe er als Sportchef für die Zweitligisten VfL Bochum und KSC arbeitete. Über den chronisch unruhigen Bundesliga-Dino aus Hamburg sagte er: „Wir wissen alle, welche Wucht und Power dieser Club hat, natürlich wissen wir aber auch, welche Schwierigkeiten da sind.“

HSV-Trainer Gidsol hatte bereits am Donnerstag vor dem Abflug in die Vereinigten Arabischen Emirate über Todt gesagt: „Es ist wichtig, dass jetzt ein Manager da ist, der sich voll reinhaut und mich entlastet. Alleine schaffe ich das nicht.“ Und zur nun endlich komplettierten HSV-Führungsriege hatte Gisdol ergänzt: „Schön, dass wir jetzt ein ganz normaler Fußballclub sein können.“