Neuer Zündstoff in Frankfurt: Ochs nach Wolfsburg

Frankfurt/Main (dpa) - Der Kapitän verlässt das sinkende Schiff und die Fans gehen auf die Barrikaden: Das „Pulverfass“ Eintracht Frankfurt droht nach dem verkündeten Wechsel von Patrick Ochs zum Ligarivalen VfL Wolfsburg endgültig hochzugehen.

Zwei Tage vor dem „Abstiegs-Endspiel“ gegen den 1. FC Köln sorgte die Wechsel-Bestätigung durch Eintracht-Vorstandschef Heribert Bruchhagen am Donnerstag für zusätzlichen Zündstoff. „Wir hätten Patrick gerne gehalten. Aber der Spieler hat von seiner Ausstiegsklausel Gebrauch gemacht und sich für einen Verein entschieden, in dem er wirtschaftlich besser gestellt ist“, sagte Bruchhagen im Trainingslager in Bitburg.

Die wegen der beispiellosen sportlichen Talfahrt des hessischen Fußball-Bundesligisten ohnehin aufgebrachten Fans reagierten im Internet mit wüsten Schimpftiraden gegen Ochs, der die Eintracht am Saisonende für eine Ablöse von drei Millionen Euro verlässt.

Die Nachricht trifft die Frankfurter zur Unzeit, denn der Tabellen-16. (34 Punkte) steht vor dem Duell gegen Köln (38) mit dem Rücken zur Wand. Bereits am vergangenen Samstag hatten einige Eintracht-Anhänger nach dem 0:3 in Mainz für Krawalle gesorgt, nun könnte die Stimmung endgültig kippen.

Bruchhagen mühte sich deshalb darum, nicht zusätzlich Öl ins Feuer zu gießen. „Patrick Ochs ist ein toller Spieler, der sich überhaupt nichts hat zu Schulden kommen lassen. Er wird alles dafür geben, dass wir in der Bundesliga bleiben“, sagte der Eintracht-Boss, dem der Vorgang nach eigener Aussage schon länger bekannt war.

„Es ist sehr schade, dass das ausgerechnet jetzt passiert. Ich hatte gehofft, dass das zwischen mir und Felix Magath bleibt“, kritisierte Bruchhagen die Wolfsburger, aus deren Umfeld die Einigung mit Ochs durchgedrungen war. Magath verdächtige er als Quelle aber nicht, sagte Bruchhagen. „Dafür kenne ich ihn zu lange.“

Magath wollte zu dem brisanten Thema nichts sagen. „Ochs ist kein Spieler des VfL. Da kann sich Herr Bruchhagen gerne dazu äußern. Ich mache das nicht“, sagte der Wolfsburger Coach am Donnerstag. Ochs verpasste sich ebenfalls einen Maulkorb und verweigerte jeden Kommentar.

Dafür versuchte Frankfurts Trainer Christoph Daum, das Problem herunterzuspielen. „Dass jemand geht, ist das Normalste der Welt. Für uns zählt nur, alle Kräfte für das Köln-Spiel zu bündeln.“ Doch genau dies dürfte nun noch schwerer fallen, zumal Ochs am Samstag vor heimischer Kulisse ein Spießrutenlauf bevorstehen könnte.

Immerhin dürfen sich die Frankfurter, die bei einem Absturz in die 2. Liga einen Liquiditätsnachweis von 1,2 Millionen Euro erbringen müssen, mit einer garantierten Einnahme von drei Millionen Euro trösten. Diese Summe erhalten die Hessen laut Bruchhagen auch im Falle des Abstiegs, obwohl der bis 2012 laufende Vertrag von Ochs nur für die Bundesliga gilt.

Wolfsburgs Trainer Magath hatte Ochs schon im Winter zum FC Schalke 04 holen wollen. Der Wechsel kam damals jedoch nicht zustande, wodurch der bei den „Königsblauen“ mittlerweile entlassene Magath eine zweite Chance für die Verpflichtung seines Wunschspielers auf der rechten Außenbahn bekam.

Wie Bruchhagen hofft auch Daum, dass sich Ochs dennoch weiter für die Eintracht zerreißt. Daum räumte zwar ein, Unterstellungen oder Vermutungen, dass Profis in solchen Fällen nicht mehr voll bei der Sache sind, seien nicht ganz von der Hand zu weisen. Er setze aber „auf die Eigen- oder Mitverantwortlichkeit des Spielers, dass er bis zur letzten Sekunde beste Leistung und volle Konzentration für seinen Arbeitgeber einbringt.“