Neururer in Hannover nach Aus für Korkut Favorit
Hannover (dpa) - Die noch von Tayfun Korkut angeordnete Strafeinheit fand schon ohne den Trainer statt. Wenige Stunden später verhandelte die Führung von Hannover 96 um Clubchef Martin Kind bereits mit Peter Neururer.
„Warten wir mal ab. Es waren gute Gespräche, und es wird eine zeitnahe Entscheidung geben“, erklärte Neururer am Montagnachmittag nach dem Treffen mit der Spitze des abstiegsbedrohten Fußball-Bundesligisten in einem Hotel.
Peter Neururer gilt als der Favorit auf die Korkut-Nachfolge. Der 59-Jährige war bereits zweimal Coach in Hannover und soll nun sein drittes Engagement bei den Niedersachsen antreten. Zuletzt hatte er bis Dezember 2014 den VfL Bochum in der 2. Liga betreut.
Zu Beginn eines ereignisreichen Tages mussten die Fußballprofis von Hannover 96 am sonst trainingsfreien Montag Laufrunden drehen, während Manager Dirk Dufner auf der Suche nach einem Nachfolger des beurlaubten Trainers war. Gefahndet wird nach einem Retter, der sich für die verbleibenden fünf Spiele zur Verfügung stellt. Also nach einem Feuerwehrmann wie Neururer einer ist.
Die Arbeitsplatzgarantie für Korkut, die Clubchef Martin Kind ausgesprochen hatte, hielt gerade einmal zehn Tage. Dufner musste dem gescheiterten Fußball-Lehrer die Nachricht von der Beurlaubung überbringen. Der selbst in der Kritik stehende Manager arbeitet nun wohl seine letzte Aufgabe in Hannover ab. Dufner ist angeschlagen, sein vorzeitiger Abschied wird in den Zeitungen der Landeshauptstadt als sicher gehandelt.
„Es ist unser Bestreben, schnell einen Nachfolger zu präsentieren“, bekräftige 96-Pressechef Alex Jacob, der statt Dufner an die Öffentlichkeit trat. Der in der Branche als Nothelfer bekannte Neururer bestätigte, „immer mal wieder Kontakt“ mit Hannovers Clubchef Kind zu haben. Der Vereinspräsident und Dufner führten die Gespräche mit dem Trainer-Kandidaten.
Neururer war bereits zweimal als Trainer bei Hannover 96 tätig, in der 2. Liga (1994/95) und in der Bundesliga (2005/06). Als weitere Kandidaten werden in Hannover Namen wie Volker Finke oder Jos Luhukay genannt. Die zwischenzeitlich diskutierte Notlösung mit A-Jugend-Coach Daniel Stendel und Ex-Profi Steven Cherundolo hat Kind offensichtlich ebenso verworfen wie die Rückkehr von Korkut-Vorgänger Mirko Slomka.
Bisher galt Andre Breitenreiter als Kinds Favorit für die neue Saison. Das Problem: Der in der Region Hannover lebende Coach steht noch beim SC Paderborn unter Vertrag, der ebenfalls gegen den Abstieg kämpft. Das spricht dafür, dass 96 einen Trainer holt, der den Ruf eines Feuerwehrmannes hat - so einen wie Neururer.
Der neue Mann muss versuchen, die Negativserie zu durchbrechen, möglichst schon am Samstag im Heimspiel gegen Hoffenheim. 96 ist als einzige Mannschaft des deutschen Profi-Fußballs im neuen Jahr noch ohne Sieg. Diese beispiellose Serie wurde Korkut zum Verhängnis. Unter der Regie des in Stuttgart geborenen Deutsch-Türken, der das 96-Team als Nachfolger von Slomka zu Jahresbeginn 2014 übernommen hatte, rutschte das Team bis auf Platz 15 ab.
Spätestens der leblose Auftritt der Mannschaft bei der 0:4-Pleite in Leverkusen führte zu einem Umdenken beim Clubchef. Er beendete das Experiment mit dem Bundesliga-Neuling. Der mächtige Mann bei den Niedersachsen hatte wenige Tage zuvor noch gesagt: „Wir ziehen das mit Herrn Korkut bis zum Saisonende durch. Es wird bei uns in dieser Saison keinen Trainer-Wechsel geben.“ Diese Aussage erwies sich als taktische Maßnahme, um ein bisschen Zeit zu gewinnen.
Manager Dufner, der wegen seiner Personalpolitik in der Kritik steht, musste neben Korkut auch und das Team über die Beurlaubung informieren. Der Coach verabschiedete sich danach von den Fußball-Profis. „Es war deutlich emotional in der Kabine“, berichtete Jacob.
Kurioserweise mussten Korkuts ebenfalls beurlaubte Assistenten Julen Masach und Xaver Zembrod die Laufeinheit am Montag leiten. Dabei war auch Jörg Sievers - der langjährige Torwarttrainer darf als einziger aus dem Trainerstab bleiben.