Nürnbergs Verbeek fordert „Liebe statt Angst“

Nürnberg (dpa) - Zwei Monate nach Rückrundenstart ist der 1. FC Nürnberg wieder exakt dort angekommen, wo er schon zur Winterpause lag - auf Abstiegsplatz 17.

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„Wir sind gerade alle ein bisschen ratlos, weil der Weg nach unten führt. Und wenn du 2:5 zu Hause gegen Frankfurt verlierst, kann man auch sagen, dass er steil nach unten führt“, erkannte Kapitän Raphael Schäfer. Die herbe Heimpleite gegen den Abstiegsmitbewerber aus Hessen brachte die ganze Resignation zurück ins Frankenland. Dabei hatten die Nürnberger nach ihrem fulminanten Neustart mit vier Siegen aus den ersten fünf Rückrundenspielen schon geglaubt, das Elend überstanden zu haben.

Vom Schwung des Januars und Februars ist nicht mehr viel übrig geblieben, inzwischen haben sich wieder vier Niederlagen am Stück angesammelt. Kettenweise individuelle Fehler, die fast chronisch anmuten, erinnern fast an die vermaledeite Hinrunde, als überhaupt kein Sieg gelang. „Es fehlt der Mut, um offensiv zu verteidigen, um die Leute früh zu stören. Wir machen Fehler in der Rückwärtsbewegung, die in der Art und Weise nicht gehen“, klagte Torwart Schäfer und forderte: „Da müssen wir ganz schnell die Bremse reinhauen.“

Die große Frage ist: Wie gelingt das am schnellsten? Auch Trainer Gertjan Verbeek scheint das momentan nicht zu wissen. „Wir müssen nach Antworten suchen, damit das im nächsten Spiel nicht wieder passiert“, sagte er mit Blick auf die Heimpartie gegen den VfB Stuttgart, ohne ins Detail zu gehen. „Wir haben wenig Zeit, um uns zu regenerieren. Wir brauchen wieder eine Mannschaft, die an die drei Punkte glaubt“, sagte der Niederländer.

Dafür stehen ihm immer weniger fitte Profis zur Verfügung. Neben den Langzeitverletzten Timothy Chandler, Makoto Hasebe, Timo Gebhart und Daniel Ginczek wird gegen die Schwaben auch Per Nilsson (Muskelfaserriss) weiterhin fehlen. Zudem bangt Verbeek um Nilssons Abwehrkollegen Ondrej Petrak, der im Frankfurt-Spiel mit Verdacht auf Nasenbeinbruch raus musste. Und Kultprofi Javier Pinola, der sich in den vergangenen Wochen als Not-Innenverteidiger wieder ins Team gespielt hatte, fällt rot-gesperrt ebenfalls aus.

Schäfer will die Personalmisere nicht als Argument für schlechte Leistungen geltenlassen. „Jeder in dieser Mannschaft hat den Anspruch, in der Bundesliga Fußball zu spielen“, kommentierte er. Vier Siege aus den verbleibenden acht Spielen sind wohl noch nötig, um der 2. Liga sicher zu entgehen. Allerdings warten im Restprogramm mit Schalke (3.), Leverkusen (4.), Mönchengladbach (5.) und Wolfsburg (6.) noch vier Kontrahenten aus dem oberen Tabellendrittel.

Verbeek verzichtete auf Prognosen, sondern rettete sich ins Philosophisch-Pathetische. „Die Spieler müssen sich fragen: Wollen sie in Angst leben oder wollen sie in Liebe leben, für den Club und das Spiel“, urteilte der Coach. „Freiburg, Stuttgart - die haben alle Druck, sind alle im Abstiegskampf. Aber Angst bringt ihnen nichts.“