Ottos Anti-Abstiegs-Plan mit Familienabend

Berlin (dpa) - Otto Rehhagels Anti-Abstiegs-Plan hatte nur noch eine Überraschung. Mit einem netten Familienabend stimmte sich Hertha BSC auf das Letzte-Chance-Spiel gegen Ex-Trainer Markus Babbel und 1899 Hoffenheim ein.

„Die Jungs halten zusammen“, sagte Berlins Trainer-Oldie und zwinkerte kurz. Der 73-Jährige bemüht sich vor seinem wohl nun endgültigen Bundesliga-Abschluss um ein harmonisches Bild, statt auf rustikalen Drill zu setzen. „Wenn man am Samstag übermotiviert ist, macht man Fehler. Du musst dich immer unter Kontrolle haben“, betonte Rehhagel, dessen Feuer nach elf Spielen und nur acht Punkten als Hertha-Coach fast erloschen scheint.

Mit den verbalen Kampfansagen seines Vor-Vor-Vorgängers Babbel will sich der einstige Meistertrainer auch nicht auseinandersetzen. „Ich unterhalte mich mit unserer Mannschaft nur über das Spiel. Das ist die einzige Wahrheit, das andere sind alles nebensächliche Dinge. Damit gewinne ich kein Fußballspiel“, sagte Rehhagel vor der „glücklichen Fügung“, mit einem Sieg gegen Babbels neues Team doch noch die Abstiegs-Relegation erreichen zu können, falls nicht der jetzige Tabellen-16. Köln gegen den Champions-League-Finalisten FC Bayern gewinnt.

„Die Mannschaft muss sich davon befreien. Dass es Störfeuer gibt, ist doch normal in dem Geschäft“, sagte Rehhagel zu Babbels Aussagen, er wolle „mit aller Macht“ den Sieg in Berlin. „In hundert Jahren nicht“ hätte Babbel nach 20 Punkten bis zu seiner unrühmlichen Entlassung im Dezember vergangenen Jahres mit einem Hertha-Abstieg gerechnet und darauf „Haus und Hof“ gewettet. „Bis ich ging, war das eine charakterlich starke Mannschaft“, sagte Babbel. Zu den 20 Zählern seien nur noch acht hinzugekommen - „da muss was verkehrt gemacht worden sein“.

Dass der Zusammenhalt im Berliner Team trotz der nun schon sechs Spiele nacheinander ohne Sieg noch immer stimmt, habe man auch beim „Abend mit Frauen und Kindern“ gesehen, meinte dagegen Rehhagel, der Babbel einst beim FC Bayern trainiert hatte. „Er war mein Spieler, ein sehr guter Spieler. Wir haben zusammen mal ein großartiges Spiel beim FC Barcelona gewonnen. Ich hatte mit Markus keinerlei Schwierigkeiten“, meinte Rehhagel mit einem Lächeln.

Nachdem Babbel seit Tagen in verschiedenen Medien die brisante Partie mit angeheizt hatte, schlug auch der 39-Jährige versöhnlichere Töne an: „Ich freue mich auf Otto Rehhagel. Ich wäre traurig, wenn Hertha absteigt. Hertha ist ein toller Verein, in dem ich eineinhalb Jahre arbeiten durfte und tolle Erfolge feiern durfte.“ Er wolle seine Aussagen vor der Rückkehr nach Berlin „nicht als Provokation“ verstanden wissen: „Entschuldigung, ich bin Sportler, ich will das Spiel gewinnen.“ Hertha lässt dennoch prüfen, ob Babbel mit seinen Interviews gegen seinen Auflösungsvertrag mit dem Berliner Club verstoßen habe, bestätigte Manager Michael Preetz.

Bis auf den Familienabend weicht Rehhagel nicht von seiner Vorbereitungsstrategie ab: Training hinter verschlossenen Toren, die Fans bleiben allein mit ihren Sorgen. 45 000 Tickets hat Hertha für die letzte Chance abgesetzt. Doch die restlichen der 74 244 Plätze mit besonderen Aktionen oder Freikarten zu füllen, die Negativ-Stimmung in Berlin damit wenigstens ein Stückchen aufzulockern, stand für den größten Sportverein der Hauptstadt nicht zur Debatte. „Für uns ging es darum, uns sehr, sehr konzentriert auf das Spiel vorzubreiten“, verteidigte Preetz die Clubpolitik. Bisher war sie wenig erfolgreich.