Patrick Helmes, der Sitzenbleiber
Wie sich der einst hoffnungsvolle Nationalspieler durch seine Zeit unter Felix Magath in Wolfsburg quält.
Düsseldorf/Wolfsburg. Sein Vertrag läuft bis zum Sommer 2014. Das kann noch zäh werden, verdammt zäh, aber Patrick Helmes hat sich an diese ewige Warterei ja schon gewöhnt. 27 Jahre alt ist er jetzt, und gut entlohnt wird er ja immerhin in Wolfsburg, vier Millionen Euro sollen jährlich fließen, das macht manches leichter. Nur spielen darf er eben nicht. Dauerhaft nicht.
Deshalb wollte er fort aus Wolfsburg. Im Sommer 2011 bereits — und auch jetzt wieder, im Januar 2012. Aber: Helmes ist immer noch da. Und kehrte am Mittwoch wieder ins Training der Erstliga-Profis zurück. „Er wird seine Chance bekommen“, hat sein Trainer Felix Magath am Mittwoch gesagt, und man ahnt nur, was das heißt: Das Kapital muss immerhin bewegt werden. Ein ehemaliger Nationalspieler hofft auf ein, zwei Einsätze.
Das hatte er sich alles anders vorgestellt. Das Fußball-Magazin „Rund“ hatte sich 1998 den jungen Patrick Helmes ausgesucht, als es die Karriere eines aufstrebenden Talentes über Jahre hautnah verfolgen wollte. Helmes schrieb eigene Beiträge aus dem Fußball-Wunderland, aber inzwischen gibt es dieses Magazin nicht mehr, und das Wunderland ist für Helmes abgebrannt. Als er sich im Sommer 2009 beim Kick mit Freunden in Siegen einen Kreuzbandriss zuzog, da träumte er noch von der WM-Teilnahme 2010. Zwei Jahre später ist Helmes so weit weg von der Nationalelf wie Felix Magath von der Einsicht, in dem 27-Jährigen einen willigen Torjäger im Kader zu haben. Eigentlich hat sich Helmes von dieser blöden Verletzung nie erholt.
„Totes Kapital“ nennen sie ihn in Wolfsburg, seit Magath Helmes nach sechs Einsätzen zu den Amateuren verbannt hat. Aber selbst dort, unter dem Trainer Lorenz-Günther Köstner, kam er nicht zum Einsatz. Aussortiert, düpiert, malträtiert. Zu wenig Lauf-, zu wenig Defensivarbeit, fand Magath. Findet er wohl noch immer. „Seine Qualitäten sind bei uns derzeit nicht gefragt“, hat der Trainer in der Hinrunde über den Mann gesagt, dessen Torabschluss in Köln und lange auch in Leverkusen gefeiert worden waren.
Zwei, drei Wochen lang gab es beim Zweitligisten Eintracht Frankfurt dieser Tage kein anderes Thema als die Ausleihe von Helmes, ein Star in Liga zwei, die Aufstiegsgarantie. Helmes wollte, Frankfurt sowieso, nur Magath, der wollte letztlich nicht, weil er Helmes lieber für einen Millionenbetrag verkauft sähe. Fünf Millionen Euro hat er den VfL vor einem Jahr gekostet. Aber Helmes wollte ausschließlich nach Frankfurt. Schon im Sommer 2011 drohte Magath ihn nach Frankreich zu verschachern, aber der Stürmer hatte sich gewehrt. Jetzt muss er wieder warten. Im Sommer gibt es eine neue Chance. Dann hat er ein ganzes Jahr verschenkt.