Pfiffe für Eintracht - „Mittendrin im Abstiegskampf“

Frankfurt/Main (dpa) - Nach dem zehnten sieglosen Bundesligaspiel in Serie trauten sich die demoralisierten Profis von Eintracht Frankfurt nur zögerlich zu den eigenen Fans. Erstmals in dieser Saison verabschiedeten die Zuschauer ihre Lieblinge mit Pfiffen.

Die bittere 1:2 (0:0)-Pleite gegen 1899 Hoffenheim schlug allen Beteiligten mächtig auf das Gemüt - von besinnlicher Advents-Stimmung kann bei den Hessen keine Rede sein. „Die Sorge ist bei allen - den Spielern, dem Vorstand und den Fans - groß. Wir sind mitten im Abstiegskampf“, beschrieb Eintracht-Boss Heribert Bruchhagen die gedrückte Stimmungslage im Verein.

In Frankfurt geht die Angst vor einer ähnlichen Horrorsaison wie 2011 um, als die Eintracht nach einer desaströsen Rückrunde abstieg. „Der Unterschied ist, dass wir damals viel zu spät erkannt haben, wie prekär die Lage ist“, sagte Bruchhagen. In diesen Tagen reicht ein Blick auf die Tabelle. „Wenn du von sieben Heimspielen keines gewonnen hast, musst du da unten stehen. Elf Punkte sind mehr als wenig“, stellte Trainer Armin Veh fest.

Der Vorstandschef schließt daher nicht mehr aus, in der Winterpause noch einmal auf dem Transfermarkt tätig zu werden. „Ich habe nie Nein gesagt zu Wintertransfers, sondern immer, dass wir abwägen werden“, erklärte Bruchhagen. Veh beschäftigt sich seit geraumer Zeit mit dem Thema, wollte sich über mögliche Verstärkungen öffentlich aber noch nicht äußern.

Der 52 Jahre alte Fußball-Lehrer muss erst einmal zusehen, dass er seine Mannschaft für die letzten beiden Hinrundenpartien bei Bayer Leverkusen und gegen den FC Augsburg flott bekommt. „Ich werde nicht in Aktionismus oder Populismus verfallen und keine sinnlosen Dinge machen, die uns nicht weiterbringen. Wir können jetzt nur psychologisch arbeiten“, sagte Veh.

Um die Köpfe nicht zusätzlich zu belasten, will der Coach gegensteuern. „Es wäre das Schlimmste, wenn wir uns jetzt jeden Tag daran erinnern, wie schlecht wir in der Tabelle stehen. Das werden wir nicht tun“, meinte Veh. „Für uns zählt nichts anderes, als Ergebnisse zu erzielen und zu punkten. Wenn wir das schaffen, würden wir mit etwas Positivem in die Winterpause gehen. Dann hätten wir wenigstens in der Birne ein paar Prozent gewonnen, die notwendig sind.“

Die Situation ist alarmierend. Nachdem die Eintracht in den vergangenen Wochen oft gut spielte und zumeist unglücklich Punkte liegen ließ, ging die Niederlage gegen Hoffenheim völlig in Ordnung. „Wir spielen jetzt nicht mehr gut, sondern in gewissen Phasen ängstlich. Wir haben nicht die nötige Leichtigkeit“, räumte Veh ein.

Sven Schipplock in der 46. Minute und Roberto Firmino (51.) nutzten die Abwehrpatzer eiskalt aus. Der zwischenzeitliche Ausgleich von Hoffenheims Leihgabe Joselu (48.), der im Sommer wohl wieder zum Rivalen zurückkehren wird, war zu wenig. „Wir kommen nicht voran. Wir müssen endlich Lösungen finden und das zusammen durchstehen. Es ist sowohl eine Kopf- als auch eine Kraftfrage“, sagte Kapitän Pirmin Schwegler.

Der Schweizer, der wegen einer Knieoperation zweieinhalb Monate ausfiel, wird daher wie einige Dauerarbeiter am Donnerstag in der Europa League gegen Apoel Nikosia eine Ruhepause bekommen. „Ich werde etliche Spieler rauslassen. Ich kann nicht mit denen anfangen, die jetzt immer gespielt haben. Das wäre Harakiri. Wir sind Erster, von daher wäre es wenig sinnvoll“, kündigte Veh eine Rotation an. Neben Schwegler werden auf jeden Fall Sebastian Rode und Vaclav Kadlec geschont. „Der Fokus liegt auf Leverkusen“, sagte Veh.