Powerman Keegan - Magath: „Kevin war anders als wir“

Hamburg (dpa) - Kevin Keegan ging als erster ausländischer Superstar in die Annalen der Bundesliga ein. Am Sonntag wird Keegan offiziell Rentner - dann feiert er seinen 65. Geburtstag.

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Er ist nur 1,70 Meter groß, aber auf und neben dem Rasen war er ein Riese. Kevin Keegan war Torjäger, Dressman, Popsänger, Werbe-Ikone und erster britischer Fußball-Millionär. „Mighty Mouse“, wie er genannt wurde, hat in Deutschland Fußball-Geschichte geschrieben.

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„Ich wollte einen Weltstar holen“, begründete der damalige HSV-Manager Peter Krohn seinen Coup. „Keegan hatte in einem Interview gesagt, er suche eine neue Herausforderung.“ Krohn fragte an, Keegan kam - für damals unverschämte 2,3 Millionen Mark. Bundesliga-Rekord.

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Als er 1977 vom FC Liverpool zum HSV wechselte, besaß Keegan schon Titel zuhauf: dreimal Europacupsieger, dreimal englischer Meister, einmal Pokalsieger, einmal FA-Cup-Sieger. „Kevin war anders als wir“, sagte sein früherer Mannschaftskamerad Felix Magath. „Seine Ansprüche waren höher. Er hat alles viel professioneller gesehen als die, die damals beim HSV waren.“ Das waren Kargus, Kaltz, Nogly, Hidien, Memering, Magath, Reimann, Volkert, Zaczyk ...

Keegan kam vom Europapokalsieger der Landesmeister, der HSV war Europacupsieger der Pokalsieger. Die Alteingesessenen wollten zeigen: Wir sind auch wer! „Wir hatten eine gute Mannschaft und eine gute Kameradschaft. Es herrschte Harmonie. Da hieß es auch mal: Hoch die Tassen!“, erzählte Magath. Mitten hinein in die Harmonie platzte der ehrgeizige Keegan. „Am Anfang hat es nicht gepasst“, gestand Magath. „Kevin war einen ganz anderen Rhythmus gewohnt. Er war erfolgsorientierter. Wir aber hatten unseren Stiefel gespielt.“

Und die HSV-Profis staunten. „Seine Öffentlichkeitsarbeit war unglaublich. Wie er mit den Fans und Medien umgegangen ist, da war er uns um Jahre voraus“, betonte Magath. „Er war ständig unterwegs, hatte Werbe- und andere Termine, halt wie ein Geschäftsmann. Es hat nur das iPhone gefehlt.“ Magath beteuerte: „Wer sagt, wir wollten ihn nicht, erzählt dummes Zeug. Wir haben viel von ihm gelernt.“

In den drei Jahren beim HSV heimste der Lockenkopf zweimal den Titel als Europas „Fußballer des Jahres“ (1978, 1979) ein. In 90 Bundesliga-Spielen schoss er 32 Tore. Zwischendurch trällerte er in Hitparaden. Der Song „Head over Heels in Love“ schaffte es 1979 in Deutschland immerhin auf Platz zehn der Verkaufs-Hitparade.

Die erste Saison des aus Armthorpe in der Grafschaft Yorkshire stammenden Keegan war ein verlorenes Jahr. Der HSV wurde nur Zehnter. Dann holte der neue Manager Günter Netzer einen neuen Coach: Branco Zebec. Magath: „Zebec hat Keegan spielen lassen, wie der es auf der Insel gewohnt war. Das funktionierte.“ Keegan war nicht der Mittelstürmer alter Schule, der auf die Bälle im Strafraum wartete. Er holte sich die Kugel aus dem Mittelfeld.

In seinem zweiten Jahr schoss er 17 Tore, wurde mit dem HSV Meister. Im Jahr darauf zog das Team gegen Nottingham Forrest (0:1) ins Finale des Landesmeister-Cups ein. In der Bundesliga sprang Platz zwei hinter dem FC Bayern heraus. „Er war zweikampfstark, für einen Engländer sehr gut am Ball, machte Druck ohne Ende. Er war der Star“, lobte Magath. Als es den Briten dann 1980 zurück auf die Insel zog, waren die Fans tieftraurig. Keegan war fast so beliebt wie Idol „Uns Uwe“ Seeler.

Bis 1985 spielte der Vater zweier Töchter weiterhin Fußball, unter anderem beim FC Southampton und Newcastle United. Danach genoss er das Leben in seiner Villa in Marbella und spielte Golf. Später fehlte ihm Fortune - als Club-Trainer (Newcastle, Fulham, Manchester) und auch als englischer Nationalcoach. Heute lebt er in einem Gutshof bei Manchester. Keegan liebt Pferde, kommentiert Fußballspiele für's TV. Locken hat er nicht mehr, die Haare sind grau. Aber ein Geschäftsmann ist er immer noch.