Projekt gescheitert: Magath-Aus zum Saisonende

Gelsenkirchen (dpa) - Das Projekt Felix Magath beim FC Schalke 04 ist gescheitert - der Alleinherrscher hat seine Macht verloren. Spätestens zum Saisonende wird sich der Fußball-Bundesligist von seinem 57 Jahre alte Trainer und Manager trennen.

Wie die Nachrichtenagentur dpa erfuhr, will der Aufsichtsrat des Revierclubs die Zusammenarbeit mit dem Vorstandsmitglied vorzeitig beenden. Laut Satzung kann der Aufsichtsrat einen Vorstand abberufen, allerdings muss Magath noch Gelegenheit gegeben werden, Stellung zu nehmen.

Magath trat seinen Dienst beim Revierclub am 1. Juli 2009 an, sein Vertrag läuft noch bis zum 30. Juni 2013. Eine offizielle Bestätigung vom Verein blieb bis Mittwochabend aus. „Ich werde mich vor so einem wichtigen Spiel zu dieser Frage nicht äußern“, hatte der Aufsichtsratsvorsitzende Clemens Tönnies der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ (WAZ) gesagt, die am Mittwoch von der beschlossenen Trennung berichtet hatte.

Gut eine Stunde vor dem Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League gegen den FC Valencia erklärte Tönnies: „Wir freuen uns erstmal auf ein schönes Spiel. Wir haben Valencia im Haus. Alle anderen Fragen beantworten wir später, in den nächsten Tagen. Heute garantiert nicht.“

Magath wurde von der Entwicklung offenbar überrascht. „Dazu kann ich nichts sagen. Mir ist nichts davon bekannt, dass ich mich von Schalke trennen möchte, oder Schalke sich von mir trennen möchte. Meine Aufgabe ist es, die Mannschaft vorzubereiten auf dieses Spiel. Diese Nebengeräusche sind für mich uninteressant“, sagte der Trainer unmittelbar vor der Partie gegen Valencia im TV-Sender „sky“. In einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ räumte er aber auch ein, dass die seit Monaten andauernde Kritik an ihm nagt: „Wenn man öffentlich derart in die Kritik gerät, wird es einsamer um einen. Es gibt solche Phasen, da muss ich jetzt durch.“

Doch die Chance, seinen Vierjahresplan umzusetzen und wie versprochen den Revierclub bis 2013 zur Meisterschaft zu führen, soll er nicht mehr bekommen. Und es scheint äußerst fraglich, ob Magath bis zum Saisonende im Amt bleibt. Als „Schicksalsspiel“ gilt bereits die Heimpartie am Samstag gegen Eintracht Frankfurt. Die Sorge vor einem weiteren Abrutschen des Tabellen-Zehnten, der nur fünf Punkte vom Abstiegsplatz entfernt ist, ist groß. Weder die Festtage in der Champions League noch der Einzug ins DFB-Pokalfinale mit dem 1:0-Sieg bei Bayern München können Magath vor dem Aus bewahren.

Grund für die Trennung ist die fortschreitende Entfremdung zwischen Magath, den Fans und den weiteren Verantwortlichen des Clubs. Im Sommer 2009 hatte Tönnies den gebürtigen Aschaffenburger vom VfL Wolfsburg geholt, mit dem der als „Magier“ gefeierte Magath sensationell den Meistertitel gewonnen hatte. Mehr noch als in Wolfsburg krempelte der auf Schalke mit großer Macht ausgestattete Magath den Verein völlig um. Vor allem die Personalpolitik und der autoritäre Führungsstil des kühlen Rechners sind äußerst umstritten. 34 neue Spieler holte er, 35 verließen den Verein in seiner Amtszeit.

Dabei gelang es Magath in seinem ersten Jahr, das junge Team mit geringen Investitionen auf Platz zwei und direkt in die lukrative Champions League zu führen. Dafür wurde er gefeiert. Als größter Transfer-Coup gilt Spaniens Fußball-Legende Raúl, der sportlich und menschlich überzeugt. Dagegen sorgten die Verpflichtungen der „Altstars“ Ali Karimi und Angelos Charisteas für Kopfschütteln. Trotz hoher Millionen-Investitionen betonte Magath, dass „der Verein finanziell nun besser dasteht als vor meinem Amtsantritt“.

Man habe ihn geholt, „um den Umbruch zu vollziehen. Das braucht seine Zeit. Das ist ein langer und mühevoller Weg. Aber wir sind gut im Plan“, verteidigte Magath sein Konzept, dass in Wolfsburg zum Erfolg, auf Schalke aber in die Sackgasse führte. Unterschätzt hat Magath lange Zeit den Einfluss der Fans und das emotionale Umfeld. „Er muss die Fans mitnehmen. Das hat er versäumt“, kritisierte Tönnies vor Wochen. Das problematische Verhältnis konnte auch die Inszenierung mit Magaths Facebook-Auftritt nicht kitten. Dass Magath im vorigen Sommer das Aufsichtsratsmitglied Rolf Rojek als Fan-Beauftragten des Club abservierte, war ebenfalls unklug.

Obwohl die Trennung nicht offiziell bestätigt ist, werden schon mögliche Nachfolger gehandelt. Favorisiert wird offenbar ein jüngerer Trainer der Marke Jürgen Klopp (Borussia Dortmund), der vom 1. Juli an Magaths Aufgaben übernehmen soll. Horst Heldt, neben Peter Peters und Magath seit vorigem Sommer Mitglied des Vorstandes, soll zum Manager aufsteigen und mehr Kompetenzen erhalten.

Nach Informationen von „bild.de“ gilt Robin Dutt als heißester Kandidat für einen Neuaufbau. Der Trainer des SC Freiburg ist kommunikativ und legte mit den Breisgauern eine tolle Saison hin. Dutt hat beim SC noch einen Vertrag bis 2012. „Ich kommentiere generell keine Spekulationen um meine Person“, sagte Dutt der dpa. Auch über eine Rückkehr von Ralf Rangnick, der von September 2004 bis Dezember 2005 auf Schalke tätig war und in Hoffenheim das Handtuch warf, wird spekuliert. Sollte sich Schalke noch vor Saisonende von Magath trennen, muss eine Interimslösung gefunden werden.