Van Gaal zurück auf Platz - Lahm: Was gutzumachen

München (dpa) - Kein Applaus, keine Pfiffe, als Louis van Gaal als Erster den Übungsplatz an der Säbener Straße betritt. Nach zwei trainingsfreien Tagen war am Aschermittwoch nach dem Trubel um den Trainerposten beim FC Bayern München erst einmal „Business as usual“ angesagt.

Es wurde gerannt, gedribbelt und geschossen, als wäre nie etwas passiert. Rund 1000 Anhänger verfolgten ziemlich unaufgeregt den ersten öffentlichen Auftritt des Niederländers nach turbulenten Tagen. Spätestens in der Allianz Arena wollen die Fans gegen den Hamburger SV einen ganz anderen Fußball-Rekordmeister erleben.

„Wir werden am Wochenende alles dafür tun, um die drei Punkte zu holen“, sagte Kapitän Philipp Lahm im vereinseigenen Internetsender „fcb.tv“. „Die Mannschaft ist jetzt gefragt, jeder einzelne Spieler steht in der Verantwortung“, nahm er sich und die Seinen in die Pflicht.

Mehr als eine halbe Stunde später als angesetzt begann die Einheit auf dem Vereinsgelände, auch verzögert wegen einer Kabinensitzung. Der Coach „hat uns die Situation vor dem Training erklärt und hat sich verhalten wie immer. Wir werden so weitermachen wie immer und von daher wird sich da nichts ändern“, sagte Torhüter Thomas Kraft in „Sport1“. „Erstmal hat allgemein der Vorstand gesprochen und dann hat er noch kurz etwas dazu gesagt. Dann war das beendet.“

Auch nach seinem Patzer gegen Hannover durfte Kraft beim Neun gegen Neun im Team von Franck Ribéry, Arjen Robben und Philipp Lahm ran, Routinier Jörg Butt hütete den Kasten der Truppe um Hamit Altintop, Miroslav Klose und Breno. Im Trainingsspiel habe man gesehen, dass er wohl im Tor stehen werde, sagte Kraft. „Wenn ich am Samstag nicht im Tor stehen würde, hätte ich das erfahren.“

Nach den Niederlagen gegen Dortmund, Schalke und Hannover und der öffentlichen Trainingseinheit wird van Gaal sein Team wie gewohnt und geplant hinter verschlossener Tür auf die Partie gegen den HSV vorbereiten. Für die Mannschaft gilt es dort „einiges gutzumachen“, wie Lahm betonte - für den Trainer ist es zudem die Einstimmung auf das erste von maximal 15 Abschiedsspielen. Immer noch gefragt waren die Autogramme des im Vorjahr als „Feierbiest“ gefeierten Trainers - dafür und für sehenswerte Treffer im Trainingskick gab es auch Beifall. Van Gaal plauderte auch das eine oder andere Wort mit dem Anhang.

Was würden die Fans dafür geben, nach den jüngsten Enttäuschungen auch wieder Siege bejubeln zu dürfen. Alle im Verein stehen unter großer Spannung, denn jeder Punktverlust kann das endgültige Aus beim Kampf um die Königsklassen-Startplätze bedeuten. Schon jetzt ist der Rückstand des Tabellenfünften auf den von Hannover 96 besetzten Platz drei fünf Zähler groß. „Es wird sehr, sehr schwierig, noch die Champions-League-Teilnahme für das nächste Jahr zu erreichen“, hatte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge im Zuge der Ereignisse um den Trainer-Posten bereits betont.

Beim Kampf um die „Mindestziele“ (Rummenigge) setzt der Rekordmeister dabei auf einen Kompromiss, den die „Süddeutsche Zeitung“ in Anlehnung an das van Gaal'sche Motto „Tod oder Gladiolen“ als „tote Gladiolen“ bezeichnete. Die Gefahr, dass sich das Team nach dem für das Saisonende angekündigten Abschied des Trainers jetzt hängen lässt, sieht dagegen zumindest der frühere Torwart Oliver Kahn nicht.

„Der Anreiz der Champions League, gerade mit dem Finale 2012 in München, ist riesig. Da ist es doch für die Spieler im Moment völlig uninteressant, wer der Trainer ist“, sagte der Torhüter in der „tz“. Das sieht Lahm ähnlich. „Unser großes Ziel ist die Champions League“, betonte Lahm, „da wollen wir alle hin, da gehört der FC Bayern hin.“