Querdenker Sammer verspricht klare Worte
München (dpa) - Der neue starke Mann ist angekommen in München. Zehn Tage nach seiner Vorstellung als Sportvorstand beim FC Bayern nutzte Matthias Sammer die Gelegenheit, um erstmals seine Bissigkeit anklingen zu lassen.
„In aller Deutlichkeit“ will sich der Querdenker in Zukunft zu Missständen und Problemen beim wirtschaftlichen Bundesliga-Branchenprimus äußern. Bei der Vorstellung von Stürmer-Hoffnung Mario Mandzukic gab sich der 44-Jährige bei seiner zweiten Pressekonferenz aber noch eher zahm.
„Ich werde versuchen, eine sportliche Leitlinie reinzubringen, ohne dem Trainer (Jupp Heynckes) reinzureden“, kündigte Sammer an - mit weinrotem Schlips und weiß-blau-karierten Mustern auf dem Hemd. Der Sachse gab sich eben schon ganz bayerisch. Neben dem Sportchef hatte Mandzukic, die rund 14 Millionen Euro teure Neuerwerbung aus Wolfsburg, Platz genommen. Sein erster Auftritt beim neuen Club. „Ein großer Schritt für mich“, urteilte der 26-Jährige.
Mit der prestigeträchtigen Nummer neun auf dem Rücken soll der Schlaks die Münchner in Zukunft vorne noch unberechenbarer machen. Zunächst dürfte sich der Kroate aber mit Nationalstürmer Mario Gomez und dem Rückkehrer Claudio Pizarro um einen Platz in der Stammelf beharken. „Ich kann neben den beiden noch besser werden“, glaubt Mandzukic, dem in drei EM-Spielen drei Treffer gelungen waren. Für die Bayern-Bosse war das die wohl entscheidende Empfehlung.
„Da hat er ganz eindeutig gezeigt, dass er ein Spieler mit internationaler Klasse ist“, sagte auch Sammer über den Mann mit „komplexen Stärken“. Obgleich damals noch in Diensten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), war der Neu-Münchner schon Ende Juni über die Entwicklungen in den Mandzukic-Verhandlungen informiert worden.
Sammer, eine Idee von Bayern-Präsident Uli Hoeneß, hält also künftig die sportlichen Zügel in der Hand. Für Aufbruchstimmung an der Säbener Straße hat er nach den drei niederschmetternden Vize-Titeln in der Vorsaison schon gesorgt - mit Sätzen wie diesem am Freitag: „Wir erwarten, dass die Spieler alles zum Wohle des Klubs tun. Bayern München ist immer größer als einzelne Personen.“ Thomas Müller bezeichnete ihn im Interview mit dem TV-Sender als „Fußballverrückten, der alles dafür tut, Erfolg zu haben“
Wie die anderen sieben deutschen EM-Fahrer wird Offensivmann Müller erst in knapp anderthalb Wochen aus dem Urlaub zurückkehren und dann gleich mit den Bayern zu einer PR-Reise nach China (22. bis 27. Juli) aufbrechen. Mandzukic reist mit den Übriggebliebenen schon am Sonntag ins Trainingscamp an den Gardasee, wo er auch erstmals im Bayern-Outfit auflaufen wird. Beim 4:0-Testspielsieg am Freitagabend mit einigen A-Jugendlichen beim Regionalligisten FC Ismaning verzichtete der Club noch auf seinen Neuzugang.
Für Sammer wird in den kommenden Wochen die Arbeit am Schreibtisch im Vordergrund stehen. Denn abgeschlossen haben die Bayern ihre Planungen noch keineswegs. „Ich schließe nichts aus“, meinte er vielsagend. Im Mittelpunkt des Interesses steht Europameister Javier Martinez. Bei entsprechenden Signalen des Spaniers oder seines Clubs Athletic Bilbao „ist es so, dass wir wieder aktiv werden würden“, bekannte Sammer. Martinez ist Wunschkandidat als Alternative in der Mittelfeldzentrale. „Es muss Konkurrenzkampf geben“, sagte Sammer.