Robben genießt lang vermisstes Fußball-Glück
Doha (dpa) - Arjen Robben strahlte wie nach einem wichtigen Sieg. Die meisten seiner Bayern-Kollegen hatten das 4:0 (1:0) im ersten Spiel 2013 gegen den katarischen Meister Lekhwiya Sports Club schon beim Verlassen des Khalifa-Stadions abgehakt.
Dem Holländer aber bescherte das Testspiel lang vermisste Glücksgefühle. „Es war schön. Es hat Spaß gemacht. Ich glaube, man hat das auch gesehen auf dem Platz“, erzählte Robben sichtlich aufgekratzt.
Wie erlösend das 45-Minuten-Comeback für den bald 29-Jährigen war, ließ seine exklusive Wahrnehmung der tristen Atmosphäre in der fast leeren 40 000 Zuschauer fassenden Arena in Doha erkennen. „Wenn du den Platz anschaust, dieses Stadion, dann kann man nur schönen Fußball spielen“, schilderte Robben mit kindlicher Begeisterung.
In der besseren zweiten Spielhälfte führte er die zweite Bayern-Besetzung sogar als Kapitän an. Das 2:0 von Daniel van Buyten (64. Minute) und das 4:0 des Doppeltorschützen Claudio Pizarro (66./74.) bereitete er vor. Für die Stammelf der Hinrunde hatte vor der Pause Robbens direkter Konkurrent Thomas Müller getroffen (26.).
Vor allem der Diagonalpass auf Pizarro beim zweiten Treffer des spielfreudigen Peruaners war „allererste Sahne“, wie Trainer Jupp Heynckes lobte. In der Nachspielzeit hätte Robben aus spitzem Winkel fast noch selbst getroffen. „Man merkt, dass Arjen froh ist, dass er wieder Fußball spielen kann. Er ist natürlich für uns ein Gewinn“, sagte Heynckes. Franck Ribéry weiß, wie belastend die vielen Rückschläge für Robben sind: „Er ist immer verletzt, hat viel Druck. Aber er ist wieder eine gute Option für uns. Er ist wichtig.“
Unter der Wüstensonne von Katar lernt Robben - wie schon 2011 und 2012 - wieder zu lächeln. In den letzten zwei Jahren kam er ebenfalls mit den Bayern jeweils nach einer Hinrunde voller Verletzungen nach Doha und startete einen Neuanfang. „Ich bin sehr zufrieden, ich bin weiter als gedacht“, zog Robben am Wochenende Zwischenbilanz. „Ich will jetzt so lange wie möglich gesundbleiben“, äußerte er fast flehentlich. „Ich möchte trainieren, spielen und einfach bei der Mannschaft sein. Jedes Training, jedes Spiel ist eine Freude.“
Nur in neun von insgesamt 26 Partien der Bayern in Bundesliga, Champions League und DFB-Pokal war er in der Hinserie dabei. Drei Tore konnte er bejubeln. Ansprüche kann der prominente Rückkehrer so auf Anhieb nicht stellen, zumal die Kollegen eine „super Hinrunde“ gespielt hätten, wie Robben anerkennend sagte. Müller, Kroos, Ribéry - so wird auch 2013 zunächst die offensive Mittelfeldreihe hinter dem zentralen Stürmer heißen, der Mario Gomez heißen dürfte. Der Torjäger pausierte beim ersten Testspiel wegen einer Sprunggelenks-Blessur.
Robben äußerte schon mal „volles Verständnis“ dafür, dass er in zwei Wochen zum Rückrundenstart gegen Greuther Fürth auf der Ersatzbank Platz nehmen muss. Aber er arbeitet in Doha wie besessen daran, dass die Reservistenrolle nur von kurzer Dauer ist. Nach dem Training schiebt er Zusatzschichten, übt alleine den Torabschluss, macht Liegestützen. „Ich will hundert Prozent fit werden. Dann weiß der Trainer auch, was ich kann“, erklärte Robben kämpferisch.
Sein Engagement für Hollands Nationalmannschaft mag er trotz einiger Verletzungen, die er im Einsatz für das Vaterland erlitt, nicht zugunsten des FC Bayern einschränken. Aussagen von ihm, die in diese Richtung ausgelegt worden waren, hatten in seiner Heimat „hohe Wellen geschlagen“, wie Robben aufgeregt berichtete. Er werde sich auch in Zukunft „nicht abmelden“ für weniger wichtige Länderspiele. „Ich bin stolz, dass ich für meine Nationalmannschaft spielen kann. Ich liebe Fußball. Ich will für Bayern und die Nationalmannschaft spielen.“ Und dann auch wieder nach richtig großen Siegen jubeln.