FC Bayern München „Robbery“ Comeback - Ancelotti: Verträge haben Zeit
München (dpa) - Geniestreiche und große Emotionen - „Robbery“ ist beim FC Bayern endlich wieder vereint. Torschütze Franck Ribéry schlug Haken wie zu besten Zeiten, Arjen Robben krönte das x-te Comeback und das erste Pflichtspiel seit über einem halben Jahr gleich mit einem Treffer.
„Das war Wahnsinn und emotional. Das ist Gänsehaut pur“, schwärmte der Holländer nach seinem furiosen 25-Minuten-Auftritt. Mitten im Genuss-Moment dachte der Turbodribbler aber auch an die unzähligen quälenden Reha-Stunden nach zwei schweren Adduktoren-Verletzungen. „Da geht dir noch mal alles durch den Kopf, was du wieder gemacht hast.“
An der Seite von Maskottchen Bernie jubelte der gefeierte Robben freudestrahlend dem Bayern-Anhang zu, seine Rückkehr hatte das locker-leichte 3:0 im Spitzenspiel gegen Hertha BSC noch ein bisschen süßer gemacht. „Das war das beste Spiel bis jetzt in unserer Saison“, lobte Trainer Carlo Ancelotti. Der siebte Sieg im siebten Pflichtspiel vergrößerte seine Oktoberfest-Vorfreude. „Das ist genau der richtige Moment nach einem Sieg. Wir können Spaß haben, Bier trinken, tanzen - das wird bestimmt nett.“
Viel wichtiger ist Ancelotti aber, dass er nun erstmals in seiner noch kurzen Amtszeit auf das Münchner Prunkstück „Robbery“ bauen kann. Das geniale Flügelduo wurde immer wieder durch Verletzungen entzweit. Bei den vorangegangenen zwei Halbfinal-Pleiten in der Champions League etwa fehlte Robben zweimal, Ribéry einmal.
„Man sieht die unglaubliche Qualität, die sie haben - nicht nur in den letzten Jahren, sondern immer noch“, sagte Philipp Lahm. Mit 32 Jahren zählt der Kapitän ebenso wie Xabi Alonso (34), Robben (32) und Ribéry (33) zur alten Garde, der nicht mehr viel Zeit für ein letztes Hurra in Europa bleibt. „Wenn Arjen und Franck über einen längeren Zeitraum gesund sind, verstärken sie immer noch jede Mannschaft“, hob Lahm hervor.
Beide haben (noch) mehr Extra-Klasse als der junge Kingsley Coman und der verletzte Douglas Costa. Spielfreude und Energie von „Rib & Rob“ braucht der FC Bayern - zu Ende ist die Ära der Flügel-Oldies keineswegs. Zwar laufen beide Verträge am Saisonende aus, aber die Zeichen stehen auf Verlängerung. „Ich weiß, wie wichtig sie sind, und ich weiß, dass der Club das weiß. Aber wir haben noch viel Zeit, über Verträge nachzudenken“, sagte Ancelotti.
Robben lief erstmals seit 200 Tagen und dem 0:0 in Dortmund wieder in einem Pflichtspiel auf. Zwar hatte er sich mit Extra-Schichten im Sommerurlaub wieder herangearbeitet, aber gleich im ersten Test in Lippstadt folgte die nächste Muskelverletzung. „Bewundernswert“ sei das Comeback, sagte Manuel Neuer. „Es ist gefühlt immer so, dass er auch immer sofort ein Tor erzielt.“ Mit dem berühmten Robben-Move traf er zum 3:0-Endstand. Der lautstark besungene Publikumsliebling Ribéry nach Dreifach-Haken und Thiago nach Berliner Blackout sorgten zuvor für den beruhigenden Vorsprung.
Ribéry zog im 328. Pflichtspiel für die Münchner mit Uli Hoeneß gleich, mit 108 Treffern fehlen ihm zwei auf den „Mr. FC Bayern“. „Uli war ein großer Spieler, ist immer noch eine große Person“, sagte der Franzose. „Egal, ob ich noch zwei, drei, vier oder zehn Tore mache, wichtig ist, dass ich mich freue, auf dem Platz zu sein.“ Mit Robben zusammen macht das noch ein bisschen mehr Spaß.
„Wiesn-Zeit ist Bayern-Zeit. Es läuft, nicht nur das Bier, sondern auch bei uns“, frohlockte Lahm, nachdem der Hertha eing'schenkt wurde. Die mutlosen Berliner mussten die bittere Erkenntnis mitnehmen, dass es für das Kräftemessen mit der Fußball-Hauptstadt bei weitem nicht reicht. „Die Bayern haben von eins bis elf eine Weltklassemannschaft“, sagte Manager Michael Preetz.