Rüffel für den verhinderten Helden Anthony Ujah

Nach dem 1:2 gegen Hertha BSC kritisiert Kölns Trainer Stöger seinen Stürmer — weil der sich in der Mauer falsch verhält.

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Köln. Timo Horn machte die Bewegung nach rechts, das ganze Gewicht seines Körpers lag jetzt auf seinem rechten Bein. Dumm nur: Der Ball trudelte nach links. Endlose Momente, Horn blickte bewegungslos nach links, der Ball rollte unaufhaltsam. Und schließlich rollte er ins Kölner Tor. Es war das 2:1 durch einen abgefälschten Freistoß von Marcel Ndjeng für Hertha BSC Berlin. Und gleichzeitig war es ein Tiefschlag für die Kölner Bemühungen, der Krise im heimischen Stadion die Stirn zu bieten — erst ein Heimsieg steht in dieser Saison für das beste Auswärtsteam der Liga zu Buche.

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„Wir sind extrem enttäuscht“, klagte FC-Keeper Timo Horn später. „Es ist bitter, dass wir durch zwei Eiertore verloren haben.“ Schon beim 0:1 durch Roy Beerens (28.) hatte Kölns Verteidiger Mergim Mavraj den Ball mit dem Fuß abgefälscht. Dazwischen lag der Ausgleich von Anthony Ujah nach einem sehenswerten Pass in die Berliner Abwehrlücke von Yuya Osako (58.). Und eben jener Ujah, der aus der Abteilung Sturm nach den Ausfällen von Patrick Helmes und Simon Zoller übrig geblieben ist, hatte das Zeug zum Heimsieg-Helden. Aber zuerst hämmerte er den Ball nach dem besten Angriff des kalten Abends und einer Vorlage von Miso Brecko an die Latte. Und dann übersah Pavel Olkowski seinen Mitspieler in einer weiteren der selten durchschlagenden Kölner Angriffsbemühungen fahrlässig. So wurde aus Ujah eine tragische Figur. Ein Tor, das nichts nutzte — und die Erkenntnis, dass man auch als Bestandteil einer Abwehrmauer Fehler machen kann. Ujah drehte die Brust reflexartig nach innen, von dort sprang der Ball ins Kölner Tor. „Wenn man sich beim Freistoß in der Mauer so wegdreht, ist das zu billig“, schimpfte Kölns Trainer Peter Stöger.

So gewann der 1. FC Köln zwei Wochen nach dem 4:3 in Hoffenheim die Erkenntnis, in dieser Saison für jeden Erfolg wahrlich schwer arbeiten zu müssen. „Dass wir eine Grundstabilität noch nicht haben, ist keine Überraschung“, sagte Stöger nach dem 1:2, der zweiten Heimpleite in Folge, nachdem zuletzt auch der SC Freiburg drei Punkte aus Köln entführt hatte. Gegner, gegen die man daheim besser punkten sollte, wenn man langfristig auf Schonung der Nerven spekuliert. Stöger allerdings glaubt nicht recht daran: „Höhen und Tiefen werden uns weiterhin begleiten.“

Die Berliner, die bis dato noch kein Auswärtsspiel in dieser Saison hatten gewinnen können, hatten die Stimmung gedreht. „Das war eines der wichtigsten Tore meiner Karriere“, sagte der kamerunisch-deutsche Verteidiger Ndjeng zum ersten Auswärtserfolg seit exakt neun Monaten. Für zwei Tore hatten sie drei ernstzunehmende Gelegenheiten gebraucht, was Effizienz und auch begleitendes Glück beweisen könnte. Kardinal Rainer Woelki jedenfalls, der mit Köln-Schal dem Treiben beiwohnte und davon sprach, von der „einen Kathedrale in die Kathedrale des Fußballs“ gewechselt zu sein, brachte dem FC kein Glück. Kölns Manager Jörg Schmadtke blieb auch nach Heimpleite Nummer drei betont gelassen: „Es ist nichts passiert. Wir haben 15 Punkte, und man darf nicht ausblenden, dass wir ein Aufsteiger sind.“ Der am Samstag gegen Leverkusen zum Derby antritt. Auswärts.